THEODOR

eine Geschichte aus dem Alltag, die das

urchristliche Verständnis Swedenborgs lebhaft

veranschaulicht

„Noch sind die sonnigen Frühlingsabende selten und ich genieße die wohltuenden, warmen Sonnenstrahlen bis zuletzt, wie ausgehungert nach lebensspendender Liebe. Da ist es Theodor, der bei meinem ausgedehnten Spaziergang entlang des nahegelegenen Flusses auf mich zukommt. Ich erinnere mich lebhaft an unsere erste Begegnung und wie wir zufällig auf Gott zu sprechen kamen und er Anstoß daran nahm, dass ich an Gott glaube. Dennoch begegneten wir uns fortan mit gegenseitigem Respekt und meine Sympathie für ihn beruhte wohl auch auf Gegenseitigkeit. Da ihn aber anscheinend das Thema Gott und Glaube noch unter den Nägeln brannte, entspann sich sehr schnell folgendes Gespräch“: Sag, wie kannst du an einen Gott glauben der das Weltall erschaffen haben soll, aber dann nicht mächtig genug ist sich dem Menschen auch zu offenbaren, geschweige denn einzugreifen, wenn unbeschreibliches Unrecht unter seinen angeblich allwissenden Augen geschieht? Kannst du, als gewöhnlicher Mensch, unbeschreibliches Unrecht mit eigenen Augen ansehen ohne einzugreifen, obwohl du wüsstest, dass dein Eingreifen dieses Unrecht verhindert? Würdest du nicht große Schuld auf dich laden wegen deiner Hartherzigkeit? Wie sollte da Gott, der angeblich die Liebe selbst sein soll, tatenlos zusehen können? Ist das nicht allein schon ein Widerspruch in sich selber? Zumal du glaubst, dass Gott die Liebe und zudem allmächtig und allwissend ist? Dieser Gott ist entweder die Liebe, aber so schwach, dass man ihn nicht allmächtig nennen dürfte und damit auch nicht Schöpfer der Welt. Oder er ist allmächtig und allwissend und damit Schöpfer der Welt, aber ein grausamer, willkürlicher und ungerechter Gott und damit alles andere als die Liebe. In beiden Fällen kann ich auf Gott verzichten und ich finde es ehrlich gesagt krank, gefährlich und realitätsfern zugleich, mir letztlich einen liebenden Gott vorzugaukeln, nur weil ich es aus Schwäche nicht ertragen kann mich dieser unbegreiflichen, willkürlichen, gnadenlosen Welt zu stellen. Ich muss dir sagen, dass du fast gut daran tust nicht an Gott zu glauben. Auch ich würde nicht an Gott glauben und noch weniger ihn lieben, wenn ich dein Gottesbild mit dir teilen würde. Andererseits musst du wohl zugeben, dass du selber an diesem etwas kindlichen Weltentwurf über Gott, Leid und Leben zweifeln musst? Meiner Meinung nach ist Gott unbegreiflich viel größer und größer ist wohl auch unsere Seele. Was sie reif und letztlich wirklich glücklich macht, ist uns im Grunde kaum bekannt. Damit will ich keineswegs in Abrede stellen, dass es sehr schwere Schicksalsschläge auf dieser Welt gibt und wie schockierend sie auch für mich sind. Aber gerade da sehe ich auch ein Problem. In unserem Medienzeitalter sind wir ständig mit Leid unzähliger uns völlig unbekannter Menschen konfrontiert. Und umso erschreckender ein Schicksalsschlag ist umso mehr wird er von den Medien oft ausgeschlachtet. Jeder Mensch hat aber seine ganz persönliche Vergangenheit, sein ganz persönliches Schicksal und damit auch sein ganz persönliches Leid. Wenn ich nun an Gott glaube, glaube ich damit auch an eine ganz eigene und persönliche Führung und damit Vorsehung Gottes und - dass mich eben nicht alles willkürlich und zufällig treffen kann. Vielmehr widerfährt mir nur, was mir aufgrund meiner Situation und Lebenseinstellung auch wirklich zum Leben dient, auch wenn es Schicksalsschläge sind. Ja, oft gerade diese! Vorausgesetzt, dass ich mich dann Gott bzw. dem Leben zuwende und nicht erst recht in die Negativität flüchte. Alles ist darauf ausgelegt, dass wir geistig reifen und wachsen! Das hat vor Gott so hohe Priorität, weil ER, im Gegensatz zu uns, unser ewiges Heil vor Augen hat und nicht nur ein paar Jahrzehnte auf dieser Erde und dass es uns dabei möglichst gut geht. Er allein weiß, was uns Menschen letztlich wirklich glücklich macht. So gesehen lässt er also notgedrungen auch Schicksalsschläge zu. Es ist doch eine Binsenweisheit: Wenn ich im Leben etwas erreichen will oder Karriere machen will, muss ich doch auch alles daransetzen um erfolgreich zu sein. Warum soll das beim geistigen Wachsen und Reifen anders sein? Ist es doch das, was uns wirklich glücklich macht - und zwar, wenn du es glauben magst – weit über den Tod hinaus! Wenn aber die Menschen nur dem Glück nachjagen und meinen es direkt anstreben zu können, entzieht es sich ihnen in dem Maße auch schon wieder, wie sie es zu ergreifen suchen. Logischerweise empfinden sie dann die ganze Welt und alle Umstände wie eine Verschwörung gegen sich selbst und können so unmöglich an Gott glauben. Dabei sind es die Menschen, die gegen die Ordnung leben, die allein auf geistiges Wachsen und Reifen ausgelegt ist! Ist das Ergebnis dann ein Wunder? Kann denn nicht vielmehr erst dieses geistige Wachstum und diese geistige Reife das Glück nach sich ziehen? Das wirkliche und wahre Glück! Freilich, da wirst du einwenden, niemand kann einen dazu zwingen nach göttlichen Ordnungen zu leben! Da hast du recht. Du kannst dich so oder so entscheiden, aber wenn du dich gegen Gott entscheidest und dann das Leben nicht mehr verstehst, warum machst du IHM dann Vorwürfe? Er respektiert deinen freien Willen und gleichzeitig willst du, dass die Liebe dich zur Liebe zwingt? Würde er das tun, so wäre er nicht die Liebe. Ist er aber die Liebe, wie sollte es anders sein, als dass er uns am allerwenigsten dazu zwingt? Ja, dass ER unsere Entscheidungen am allermeisten achtet und uns auch noch in voller Achtung unserer Entscheidung liebt? Wäre es ihm möglich uns glücklich zu machen ohne Verzicht, ohne geistiges Reifen und ohne inneres Wachstum, dann würde er es sofort tun. Aber das ist eben selbst Gott unmöglich, weil es ein Widerspruch in sich selber ist. Warum soll Gott das unmöglich sein? Ist er nun allmächtig oder nicht? Und vor allem, warum soll Gott den Menschen das Glück nicht einfach so in den Schoss legen? Neidet er es ihnen etwa? Ich verstehe keineswegs, warum es Gott nicht im Vorhinein möglich gewesen sein soll, glückliche Geschöpfe zu machen, denen es an nichts fehlt und die glücklich und vollkommen sind! Das wäre zumindest nachvollziehbar, dass ein Gott, der vollkommen ist, auch Vollkommenes schafft und nicht Unvollkommenes! Da ist doch der Widerspruch! Nicht wirklich. Denn genau das tut Gott. Er schafft Vollkommenes. Sein ganzes Schöpfungsziel ist einen Engelshimmel mit ewig lebenden und glücklichen Geschöpfen zu erschaffen, denen es an nichts fehlt und die damit vollkommen sind. Man kann auch durchaus sagen, Gott erschafft das alles in einem Augenblick. Denn für Gott gibt es keine Zeit. Die gibt es nur für uns Menschen, für die er diese erschaffen hat. Und ich bin überzeugt, sie reicht viele Male ihm Leben eines jeden Menschen aus, damit dieses Ziel möglichst auch bei jedem erreicht würde. Ja, Gott hat mit der Erschaffung von Zeit und Raum dieses wunderbare Instrument erschaffen um dieses Ziel zu verwirklichen! Das Ziel, eine freie Entscheidung seiner Geschöpfe zu ermöglichen! Aber in welchem Verhältnis steht die Zeit zur Ewigkeit? Doch in gar keinem! Wie sollte es auch eine Relation der Zeit zur Zeitlosigkeit geben? Also vom Standpunkt der Zeitlosigkeit Gottes aus betrachtet, erschafft Gott sehr wohl seine Geschöpfe in einem Augenblick. Dass das aber nicht nach menschlichem Gesichtspunkt in einem Augenblick geschehen kann, wird auch wiederum durch einen sehr menschlichen Gesichtspunkt klar: Ein Wesen, dass in einem Augenblick entstehen würde und dem sein seliger Zustand einfach verordnet wäre, müsste eine Marionette sein, da keine freie Entscheidung diesem Zustand vorausgegangen ist. Weiter müsste man sich fragen, inwieweit sich eine solche Marionette über ein Glück freuen könnte von dem es gar kein Bewusstsein hat? Denn was selbstverständlich ist, gelangt ja gar nicht zu Bewusstsein. Also ein Widerspruch in sich. Wie kann jemand glücklich sein, wenn ihm sein Glück gar nicht bewusst ist? Abgesehen davon bleibt letztlich die Frage, was für eine Identität so eine Marionette überhaupt hätte? All dies zeigt, dass Glück genau so wenig wie Liebe gemacht oder erschaffen werden kann. Gott kann die Liebe nicht erschaffen, da er damit sich selbst erschaffen würde. Gott ist die Liebe. Genauso dürfte es mit dem Glück sein. Das Glück ist letztlich nur in Gott zu finden und ist daher nicht etwas, das er zugleich mit uns erschaffen kann. Er erschafft aber uns Menschen auf dieser Welt im Spannungsraum von Gut und Böse, ausgestattet mit einem freien Willen. Und wenn wir uns dann bewusst Gott zuwenden, wenden wir uns auch dem Glück zu! Da es, wie gesagt, etwas ausschließlich Göttliches ist und nicht außer ihm erschaffen werden und entstehen kann, sondern nur in ihm und aus ihm. Sorry, aber ich kann dir nur sagen, dass ich das alles ungemein lächerlich finde. Du versuchst auf Biegen und Brechen einen Gott zu rechtfertigen, den es gar nicht gibt und redest von Dingen, die du gar nicht wissen kannst, aber über die du offensichtlich lange nachgedacht hast um alles rechtfertigen zu können. Woher bist du dir so sicher? Du glaubst, was du sagst oder gehört hast und ein anderer glaubt wieder ganz was anderes ebenso. Jeder hält sich an seinem Märchen fest und ist ganz davon überzeugt und will nur ja nicht zulassen, dass jemand daran rüttelt, weil sonst alles in sich zusammenbrechen würde. Ich bin wohl zu sehr Realist um Kraft daraus schöpfen zu können an solchen Märchen festzuhalten. Ich kann deinen Einwand, alles als Märchen abzutun, von einem gewissen Gesichtspunkt aus gesehen schon auch nachvollziehen. Viele religiöse Überzeugungen widersprechen sich untereinander und wenn man dann noch sieht, wie sich die verschiedenen Richtungen untereinander bekämpfen und bekriegen - und das oft auf das Erbittertste, dann hat man tatsächlich ein gutes Argument gefunden alles als Märchen abzutun oder vielmehr einen atheistischen Humanismus zu vertreten. Abgesehen davon hast du noch vergessen zu erwähnen, wie zweifelhaft oft auch die Früchte sind, die aus diversen Glaubensvorstellungen hervorgehen und nicht unbedingt beweisen, dass diese Menschen durchdrungen sind von Gott und der Liebe, von der sie die ganze Zeit reden. Nicht selten findet man schlimmere Schandtaten unter ihnen als unter den Menschen, die sie als „Ungläubige“ abtun. Aber dennoch: Ich freue mich über jeden einzelnen gläubigen oder spirituellen Menschen. Egal welcher Weltanschauung! Freilich nicht, weil dort überall Schandtaten verübt werden, sondern, weil sie sich in der Regel nach dem Guten ausstrecken und darauf hinarbeiten. Alle religiösen und spirituellen Richtungen, sofern sie so genannt werden können, haben nämlich diesen einen gemeinsamen Nenner: Gott ist das Gute bzw. die Liebe und Böses sollst du meiden und das Gute tun. Schau, darauf allein kommt es vor Gott doch in erster Linie an! Dass es dabei so viele Annäherungen über die Anschauung von Gott gibt wie es Menschen gibt, ist nur zu natürlich und eher für uns Menschen ein Problem, als für Gott. Alle gehen wir ja von einem ganz anderen Standpunkt aus auf Gott zu. Es sind ja keineswegs diejenigen Menschen, die aufgrund ihres günstigen Schicksals zu Gott gefunden haben. Im Gegenteil. Du übersiehst, dass es querbeet durch alle Schichten und Milieus Menschen sind, die sich in ihrer verzweifelten oder auch nicht verzweifelten Lebenssituation heraus auf Gott hin ausstrecken und daher zunächst auch keine besseren Menschen sind als andere. Denn die Annäherung an Gott beginnt meist schrittweise. Aber es gibt natürlich auch diejenigen, die Religion als frommen Denkmantel für ihren Machtanspruch missbrauchen und sie finanziell oder sonst wie ausschlachten. Sie beginnen dann die Wahrheit über Gott zu verfälschen, weil sie die Wahrheit gar nicht ertragen könnten. Auf diese Weise sind alle Irrtümer in den Religionen entstanden und jede große Religion wurde und wird auf diese Weise mit der Zeit immer wieder völlig verfälscht, bis Gott gewissermaßen wieder eine Neugründung vornimmt. Wie es auch durch die Jahrtausende hindurch immer wieder geschehen ist. Es ist also keineswegs Gott, der den Menschen im Irrtum ersticken lassen will, ganz im Gegenteil. Es ist der Mensch, der spirituelle Wahrheiten nicht ertragen will, - denn sie überführen ihn! Jede Annäherung an Gott ist logischerweise eine Annäherung an die wahre Liebe und damit ist verbunden, dass die liebgewordenen oder unbewussten negativen Taten und Einstellungen immer stärker bewusst werden. Daher sträuben wir uns von Natur aus dagegen. Da geht’s sozusagen ans „Eingemachte“. Das mag nicht jeder. Kein Mensch wird also von Gott dazu gezwungen, im Gegenteil, wie ich schon gesagt habe, die wahre Liebe zwingt am allerwenigsten. Ja, zwingen lasse ich mich sowieso zu gar nichts. Außerdem ist deine Behauptung richtig typisch: „Nur wer an Gott glaubt wendet sich dem Guten zu.“ Diese Behauptung finde ich anmaßend und intolerant. Ich bin sehr wohl ein Mensch, der, wie du sagst, sich nach dem Guten ausstreckt und sich auch für seine Mitmenschen engagiert. Aber deswegen muss ich nicht glauben - im Gegenteil, was hat das Tun des Guten mit dem Glauben zu tun? Ich, für mich, finde es überhaupt nicht dienlich im Kopf irgendwelche wunderlichen Geschichten zu wälzen und abgehoben und abgedreht durch die Welt zu rennen, anstatt tatsächlich zu helfen und Gutes zu tun, wo man es kann. Meiner Ansicht nach führt das nur dazu, dass man den Bezug zum Alltag und den Mitmenschen verliert. Nichts gegen dich, aber ich hasse diese frommen Sprücheklopfer, die an der Realität vorbeireden und sich auch noch gut dabei vorkommen. Das alles ist für mich sicher nicht erstrebenswert! Du hast nicht unrecht, wenn du von frommen „Sprücheklopfern“ sprichst. Die gibt es wohl tatsächlich. Aber glaube mir: Wahrer Glaube hat mit frommem Sprücheklopfen nichts gemein. Es geht nicht darum, dir ein Heil einzureden oder zu suggerieren, ohne an dir zu arbeiten. Sei mal ehrlich: Steht in Wirklichkeit nicht ganz was anderes hinter deiner Abwehrhaltung? Ist nicht auch bei dir eine verborgene oder sogar unbewusste Angst und wir reden jetzt daran vorbei? Nämlich, das ungute Gefühl, dass der Glaube an Gott auch für dich Konsequenzen hätte? Dass auch du womöglich einige Dinge in deinem Leben ändern oder in Ordnung bringen müsstest? Oder sogar mancher Lieblingssünde den Rücken kehren müsstest? Ist es vielleicht so? Ich denke nicht so kleinkariert! Ich lasse mir keine Schuldgefühle machen! Ich bin niemanden etwas schuldig und Gott schon gar nicht! Ich habe sehr früh gelernt, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt. Ich musste um mein Überleben kämpfen um nicht unterzugehen. Ich war gerade mal 12 Jahre alt als meine Mutter gestorben ist und mein Vater war Alkoholiker und hat sich nicht um uns gekümmert. Er war immer nur betrunken und hat uns geschlagen. Mir braucht niemand erzählen wie wenig Hilfe man von seinen Mitmenschen erwarten kann. Ich bin oft genug der Betrogene gewesen und zwar gerade dann, wenn ich es am wenigsten erwartet hätte, gerade dann, wenn meine Absichten am besten waren. Erzähl du mir also nichts von Gott und dass ich etwas in Ordnung zu bringen hätte. Soll ER das erst mal tun, wenn es ihn gibt! Ist diese ungerechte Welt etwa meine Erfindung? Mach doch die Augen auf! Allein in der Natur und Tierwelt zeigt sich doch schon ganz klar, dass nur der Stärkere gewinnt! Aber ich will gar nicht der Stärkere sein, ich will nur überleben! Ich begegne dem Leben nur mit so viel Härte wie es nötig ist um zu überleben und sichere mir damit nur das kleine Stückchen vom Glückskuchen der Menschheit, der mir zusteht. Komme mir also nicht mehr mit irgendwelchen Lieblingssünden, denen ich den Rücken kehren müsste. Du sagst: Immer wenn deine Absichten am besten waren, warst du der Betrogene? Aber hast du schon mal nachgedacht, warum du dich als der Betrogene gefühlt hast? Kennst du nicht den Spruch: „Undank ist der Welten Lohn.“ Ich will dir damit nicht zu nahe treten! Ich kenne das nur eben auch von mir sehr gut. Oft tun wir das „Gute“ und fühlen uns dann auch noch betraft dafür. Oder es gibt Menschen in unserem Umfeld, die anstatt dankbar sogar noch undankbar darauf reagieren. Aber vielleicht hast du deine „Belohnung“ einfach zu sehr von außen oder sofort erwartet und übersehen, dass das Gute in erster Linie eine Bereicherung im Inneren nach sich zieht? Wie gesagt, ich weiß wovon ich rede, weil es mir genauso geht. Wir meinen, wenn wir uns zu einem guten Entschluss durchringen, müsste uns Gott sofort alle Hindernisse aus dem Weg räumen und unseren guten Ansatz nach unseren Vorstellungen belohnen, damit wir nur ja weitermachen. Aber es ist nicht selten genau umgekehrt. Gott motiviert und fördert uns, dass wir den Entschluss zum Guten fassen. Aber dann folgt die Zeit der Prüfung, ob wir diesen Entschluss auch aus uns selbst heraus – aus freiem Willen - tun, gerade gegen alle Widerstände. Würde uns Gott das abnehmen, wäre dies wie wenn Eltern ihr Kind dazu motivieren das Zimmer aufzuräumen, weil es dies aber nicht tut, diese es dann doch selbst machen. Wird das Kind, wenn dies in sämtlichen Dingen geschieht, nicht lebensunfähig? Einfach, weil die Eltern ihm grenzüberschreitend alle Widrigkeiten des Lebens abnehmen? So auch bei uns Erwachsenen. Es ist zwar richtig, ja notwendig, dass wir zum Guten motiviert werden, aber TUN müssen wir es letztlich selber. Das kann uns niemand abnehmen. Und wenn, dann würde es uns auch Gott gegenüber, ja dem Leben gegenüber lebensunfähig machen. Dass wir das Gute tun und uns oft gegen sämtliche Widerstände dazu durchringen müssen, ist nämlich SEIN höchstes Anliegen an uns! Ihm ist das so heilig, dass er es uns auf keinem Fall aufdrängt oder uns verweichlichen und lebensunfähig machen will. Aber was ist nun die Folge: Wir ringen uns mit ach und krach zum Guten durch und - als Belohnung sozusagen, erleben wir dann oft regelrechte Schicksalsschläge, anstatt das alles glatt läuft. Die Folge ist: Wir verstehen die Welt nicht mehr und fühlen uns von Gott betrogen. In Wirklichkeit haben wir uns selbst betrogen. Wir selber sind es ja, die sich so schnell untreu werden! Denn wir sind es ja, die den guten Entschluss so schnell verwerfen und damit dem Weizenkorn gleichen, das auf felsigem Boden fällt. Jesus sagt in einem Gleichnis: „Weil es keine tiefe Erde hatte, ging es zwar schnell auf, aber als die Sonne aufging, verwelkte es und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es.“ Ist das nicht ein treffendes Bild? Das Weizenkorn ist der noch fremde, aber gute Gedanke, dem wir Gehör verschaffen. Bewährt sich dieser nicht durch die Tat, wird er nicht in unserem Wesen verankert und löst sich somit wieder von uns los, wie ein Fremdkörper. „Wer hat, dem wird gegeben und wer nicht hat, dem wird noch genommen was er hat“, sagt dazu Jesus an anderer Stelle. Wer sich nämlich in die Abwärtsspirale des Betrogenen hinein begibt, läuft Gefahr, das Urvertrauen in Gott ganz zu verlieren. Daraus sieht man also, dass Durchhaltevermögen, Verzicht und Opferbereitschaft die wichtigsten Voraussetzungen sind um zu wachsen und zu reifen. Sie sind der wichtigste Motor zur seelischen Gesundheit. Daraus erwirbt man sich die wahre Stärke ohne hart werden zu müssen. Eine Stärke, die in Gott gründet ist! Wenn wir dazu den Mut haben, bin ich mir sicher, brauchen wir nicht mehr um das kleine Stückchen vom Glückskuchen der Menschheit zu kämpfen, der uns dann, so groß oder so klein er auch sein mag, letztlich auch nicht glücklich machen wird. <Schweigt eine Weile und sagt:> Opferbereitschaft und Verzicht – mich regen solche Worte nur auf. Mein ganzes Leben ist ein einziger Verzicht. Die Kirchen machen seit Jahrhunderten ein gutes Geschäft damit, dass sie den Menschen ein schlechtes Gewissen einreden, indem sie sie mit dem Gerede vom Verzichten krank machen. Ohne dir anscheinend dessen bewusst zu sein, schlägst auch du in diese Kerbe. Was soll dabei herauskommen? Psychisch verstümmelte Gestalten, die gegen ihre Natur leben und Unheil anrichten! Menschen, die sich ein schlechtes Gewissen einimpfen lassen, bis sie von den Kirchen völlig abhängig sind und in vollem Umfang für ihre Zwecke ausgenommen und missbraucht werden können. Das ist genau die Herrschaftspolitik der Kirchen seit vielen Jahrhunderten! Nur mehr die Leichtgläubigen oder die geistig Beschränkten und Naiven fallen in unserer aufgeklärten Zeit auf diese Psychofalle herein. Ich verstehe nicht wie du, als meiner Meinung nach doch intelligenter Mensch, darauf hereingefallen bist? Ich bin nicht auf irgendeinen Aberglauben hereingefallen. Was ich unter Verzichten verstehe, ist etwas ganz anderes: Nämlich, wenn jemand erkannt hat, dass ihn irgendeine Angewohnheit, Abhängigkeit oder Droge oder was auch immer ruiniert und er dann damit aufhört. Das allein verstehe ich unter verzichten! Es nützt freilich nichts, anstatt dessen fünf Vaterunser zu beten und noch fleißiger in die Kirche zu gehen, dann aber weiterhin zu tun, was einen selbst oder andere zerstört. Oder wenn jemand seine Partnerin oder seinen Partner betrügt, seine Mitmenschen belügt, bestiehlt und gegeneinander ausspielt, Hass und Zwietracht sät und allerlei Böses schürt, aber nach außen hin ein scheinbar „aufrichtiges“ Leben führt und diese Dinge bei sich rechtfertigt - oder einfach nicht sieht! Das alles führt sehr wohl dazu, wie du es sehr richtig erkannt hast, dass ein Mensch sich psychisch verstümmelt. Denn er muss sich ja, um das alles zu kaschieren, sehr viel vormachen und sein eigenes Herz verleugnen. Und das, bis er den Blick für sich selbst und die Wirklichkeit völlig verloren hat. Niemals kann das Verzichten von negativen Dingen einen Menschen krank machen, und wenn es einem noch so schwer fällt, - das ist ein weit verbreiteter Irrtum! Aber die Ersatzhandlungen und der Aberglaube, die können einen Menschen sehr wohl krank machen. Ich bin aber der Meinung, dass das Verzichten auf negative Dinge einen Menschen auch krank machen kann. Das zeigt sich mir allein schon darin, dass du etwas „negativ oder böse“ nennst und damit Gespenster siehst, die es gar nicht gibt. Das ist Illusion! Für mich gibt es nichts „Negatives“. Das ist ein typisch eingeengter Blickwinkel auf die Dinge, der an sich schon krank ist. Eine negative Angewohnheit oder Sucht etc. hat nämlich in aller Regel einen viel tieferen Hintergrund, der meist in der Vergangenheit liegt und zuerst psychologisch aufgeklärt werden müsste. Dann stellt sich heraus, dass dein „Negatives“ vielmehr ein krankmachendes Gespenst ist und so mancher Täter vielmehr als Opfer entlarvt wird. Da gebe ich dir schon recht! Mit „negativ“ meine ich auch das subjektiv empfundene Negative und nicht ein objektiv festgeschriebenes Dogma oder Gesetz, mit dem die Kirchen oder Instanzen unserer Gesellschaft vorschreiben, was „böse“ ist. Da ist ein großer Unterschied und oft hat das eine mit dem anderen wenig zu tun. Das muss man unterscheiden. Ich bleibe jetzt bewusst bei dem verfänglichen Begriff „böse“. Und zwar deswegen, weil man meiner Meinung nach der „Natur des Bösen“ keineswegs gerecht wird, wenn sie nur als „psychologisches Konstrukt“ oder gar als Illusion abgetan wird! Ich bin zwar der Überzeugung, dass eine negative Neigung in uns immer auch etwas Krankes ist, aber dass sie im innersten Kern eben mehr ist. Es ist auch eine Neigung! Hier kann man an das Freud‘sche Lustprinzip anknüpfen. Jeder Neigung, ob positiv oder negativ, wohnt immer eine ihr eigene Lust inne. Beim Positiven kann man sie umschreiben mit Freude und Friede. Beim Negativen eher mit Gier und Unfriede. Qualitativ ist die Lust die dem Positiven innewohnt höher anzusetzen als die Lust aus dem Negativen. Wer aber überwiegend in der Lust lebt, die ihm die negativen Dinge bereiten, will diese nicht ohne weiteres aufgeben. Sie sind auch alles was er hat und was er kennt. Darüber hinaus hat die Lust zum Negativen einen Suchtcharakter und geht mit Unfreiheit einher. Außerdem kommt noch der bedeutende Umstand hinzu, dass diese beiden Lustquellen Gegensätze sind und sich auch tatsächlich gegenseitig auslöschen und uns für die jeweils andere Lustquelle unempfindbar machen. Hier ist also unsere Entscheidung gefragt, weil sie uns letztendlich prägt. Insofern darf ich also das subjektive Böse – nicht das, was irgendeine Kirche oder irgend ein noch so wohlmeinender Mensch unter „böse“ versteht - aus Liebe zu Gott und meinen Mitmenschen meiden und bekämpfen! Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. So bekommt das Verzichten und Überwinden des Bösen eine ganz andere Dimension. Denn sobald Lust im Spiel ist, kostet es Überwindung auf diese Lust zu verzichten. Aber nur wo das geschieht, kann ich für die positiven Lustquellen wieder empfindbar werden. Es ist also ein weit verbreiteter Irrtum zu glauben, dass das Verzichten auf das Böse – ich nenne es nach wie vor so, du kannst es gerne Negatives nennen – krank macht. Richtig ist allerdings sehr wohl, dass das bloße Verzichten auf das sozusagen objektiv und pauschal festgeschriebene Böse durch Kirche und Gesellschaft, krank machen kann. Und zwar immer, wenn es mit meinem subjektiven Bewusstwerdungsprozess – also, was ich bei mir selbst (nicht bei anderen!) – als böse erkannt habe, nicht übereinstimmt oder dieses überdeckt. Aber das haben wir ja vorher schon besprochen und klar unterschieden. Das ist scheinheilig und krankmachend. Das Verzichten auf das Negative, welches ich in mir entdecke, kann hingegen nie krank machen! Und selbst, wenn ich es noch so sehr mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft meide – im Gegenteil. Ja, selbst dann nicht, wenn die tiefere Ursache für eine stark gewordene negative Neigung eine ganz andere ist, die noch verborgen ist. Ich sehe darin einen der zwei Wege oder vielmehr eines der zwei Beine, die ich brauche, um Heil werden zu können: Entweder, die Hintergründe zu entlarven, warum ich eine Sucht oder negative Angewohnheit habe und daraus die Kraft zu schöpfen diese zu überwinden. Das ist ja das, was du gemeint hast, oder eine Sucht bzw. negative Angewohnheit an sich zu überwinden und daraus erkennen, was der Hintergrund dessen war. Hmmm – verstehe nicht recht was du jetzt meinst. Ich meine damit, dass heutzutage meist nur der erstere Weg bekannt ist. Man versucht mit psychologischen Hilfsmitteln herauszufinden was der Hintergrund einer psychischen Fehlhaltung ist, um dann diese Fehlhaltung zu korrigieren bzw. zu überwinden. Und der zweite Weg wäre? Ganz einfach. Die psychische Fehlhaltung überwinden und damit auch den Hintergrund entlarven. Was? Wie soll ich eine Fehlhaltung überwinden können, wenn ich deren Hintergrund nicht kenne? Außerdem glaube ich nicht, dass mit der Behandlung von Symptomen je deren Ursache aufgelöst werden kann. Ich lasse es mal dahingestellt, ob nicht das „Böse“ die Ursache aller negativen Dinge ist. Denn niemand wird – und hat er auch noch so viel psychologisches Wissen - darum herum kommen die kranken Muster auch zu überwinden. Insofern ist eine Überwindung der Symptome, die sich vorerst einmal davor stellen, sehr wohl eine schrittweise Beseitigung des Hintergrundes. Denn man dringt mit jeder Überwindung der Dinge, die sich davorschieben, auch auf eine nächst tiefer liegende Schicht oder den eigentlichen Kern vor. Also schließt eine echte Überwindung von Symptomen immer auch eine Entlarvung der Hintergründe ganz automatisch mit ein, weil man ja dazu vordringt. Man dringt dazu vor, weil, wie du richtig gesagt hast, die Symptome auf den eigentlichen Hintergrund aufgesetzt sind. Demnach ist es ja logisch, dass, wenn ich das Aufgesetzte überwinde, ich ganz automatisch auf die tieferen Hintergründe komme. Verstehst du? Und wer soll das schaffen? Wer soll etwas, einfach so, überwinden können ohne Hintergründe zu kennen, die das Ganze erst entlarven? Das ist doch völlig weltfremd! Kennst du jemanden, dem das je gelungen wäre? Ich sehe eher das Gegenteil: Menschen bei denen an die Stelle dessen, was sie überwinden wollen, allenfalls eine Ersatzbefriedigung oder Ersatzdroge tritt! Und dann geben sie damit an! Weil sie z.B. mit dem Rauchen aufgehört haben und anstatt dessen jetzt kiloweise Süßigkeiten verschlingen! Die machen sich doch alle selber etwas vor! Wir Menschen sind nun mal Triebwesen und werden nie über unsere Triebe hinauswachsen können! Wir bestehen aus Trieben und woraus man besteht, darüber kann man auch nicht hinauswachsen. Ganz einfach! Ich glaube schon, dass ich aus mehr bestehe, als nur aus Trieben. Aber ich stimme dir zu. In den meisten Fällen findet tatsächlich nur eine Symptomverschiebung statt. Das hast du meiner Meinung nach gut erkannt und deckt sich auch mit meiner Beobachtung. Es scheitert ganz einfach alles in erster Linie an der mangelnden Kraft, wirklich überwinden zu können. Denn alles Suchen und Forschen nach Ursachen und Zusammenhänge läuft ja letztlich auch wieder nur darauf hinaus: Die Kraft zur Überwindung zu erhalten. Ja, es ist letztlich nur ein Hilfsmittel zur Überwindung. Aber jetzt nur mal hypothetisch angenommen: Es gäbe so etwas wie einen Zugang zu einer verborgenen „Überwinder-Kraftquelle“, die man speziell genau dafür nutzen kann. Dann würde es doch vollständig funktionieren, oder? Dann würde ja jeder Stück für Stück überwinden können und zugleich ebenso Stück für Stück auch die Hintergründe und Ursachen erfahren, die damit verbunden waren und somit vollständig heil werden. Da gibst du mir ja recht, oder? Da gebe ich dir recht, aber ich halte es für unsinnig, weil, wie gesagt, diese Kraft zur Überwindung nicht einfach so da sein kann. Einfach so da ist sie auch nicht. Das wussten viele Philosophen und religiösen Denker der Frühzeit noch sehr genau. Ihnen ging es um die primäre Frage, wie schaffe ich es zu überwinden? Denn alles andere und auch die Selbsterkenntnis, schließt das ja mit ein. Seit Urzeiten und keineswegs nur im Christentum bzw. im Judentum gab es die Hoffnung auf einen Messias, einen Erlöser, was man Neudeutsch auch mit Heiler oder Überwinder übersetzen kann. Dann kam Jesus von Nazareth, den man den Christus (den Überwinder) nannte. War er das wirklich? Wie ist im Sinne eines Überwinders „Erlösung“ zu verstehen? Ja, ich denke, wir müssen die Frage der Erlösung erst ganz neu verstehen lernen! Ich gebe dir völlig recht. Niemand schafft es einfach so ein Symptom zu überwinden, von dem er ja gefangen ist – noch dazu, wenn er die Hintergründe nicht kennt. Aber wenn der Mensch eine Kraft anruft, die nicht wieder er selbst ist, sondern von Gott ist, dann kann er mit Hilfe Gottes durchaus Symptome überwinden, ohne schon vorab deren Hintergründe zu kennen – dann ist dieser Weg möglich, aber eben nur dann! Die tieferen Hintergründe werden ihm dann vielmehr im Zuge dessen offenbar. Sei es aus sich selbst, sei es durch Mitmenschen oder sei es durch Therapien. Ein Mensch, der wirklich guten Willens ist und seine Sünden aufrichtig bereut und das „Böse“ überwinden will, wird tatsächlich die Erfahrung machen, dass Gott durch alle Menschen wirken kann um diese notwendige Selbsterkenntnis zu vermitteln. Selbsterkenntnis aus der Gotteserkenntnis, wie es die Alten nannten. Die Gotteserkenntnis ist, auf einen Nenner gebracht: „das Böse zu meiden!“ So ursprünglich verstanden ist also der Glaube an Gott sehr wohl etwas sehr Praktisches und auf den Alltag Bezogenes. Weil du anfänglich gesagt hast: Wozu brauche ich das Hirngespinst eines Glaubens, um im Alltag das Leben besser zu bewältigen! Für mich ist das nach wie vor ein Hirngespinst und zwar ein ganz grauenhaftes. Wenn dieser Gott verlangt, dass ich erst irgendwelche komplizierten Gedankenkonstruktionen begreifen und vielleicht auch noch Theologie studieren muss, um von ihm gewürdigt zu werden zu den Auserwählten zu gehören, in denen er die Kraft zur Überwindung einfließen lässt, dann ist das nicht nur ein sehr kleinlicher und kleinkarierter Gott, sondern auch ein ganz grauenhafter Gott. Auf dessen Erlösung kann ich verzichten! Frag mal einen, der bis über beide Ohren in Not steckt, ob er sich in diesem Moment mit theologischen oder metaphysischen Fragen auseinandersetzen will, weil ihm nur so die Kraft zur Überwindung zufließt? Das ist völlig weltfremd! So einer wird dir sagen: Hilf mir, wenn du mir helfen kannst aber verschone mich mit deinem klugen Gerede, da es für mich nur Hohn und Spott ist! Ja, da hast du recht! Du wirst es kaum glauben, aber damit hast du sehr treffend eben genau meine Meinung zum Ausdruck gebracht. Ich bin der Überzeugung, die Kraft zur Überwindung ist eben gerade nicht von irgendwelchen metaphysischen Gedanken oder Lehransichten abhängig, sondern vielmehr von einer ganz realen Begegnung. Wenn uns mit Jesus Christus tatsächlich der Überwinder begegnet, der an sich selbst und in sich selbst alles überwunden hat was es in einer menschlichen Natur zu überwinden gibt, dann ist etwas Einzigartiges und Übernatürliches geschehen! Denn ein Mensch kann nicht überwinden was stärker ist als er selbst, sonst wäre er ja nicht darin gefangen. Wenn aber Jesus Christus das konnte, dann war dies die Menschwerdung Gottes! Das ist dann keine Glaubenslehre oder ein metaphysisches Gedankenkonstrukt, sondern eine Realität, die sich vor 2000 Jahren ganz einfach ereignet hat. Lahme, Blinde und Krüppel kamen zu Jesus, weil sie von seinen Wundern gehört haben. Und Jesus erwiderte ihnen nicht, geht hin und setzt euch zuerst mit Gedanken über Gott auseinander, damit ihr geheilt werdet. Ganz im Gegenteil, er fragte nur: Glaubst du an den Menschensohn? So hat er sich nämlich bezeichnet! Worauf er auf die Erwiderung dieses Glaubens meistens nur antwortete: “Dein Glaube hat dir geholfen!“ Er machte also jede Heilung allein vom Glauben an seine EIGENE Person abhängig! Damit war das Christentum von Anfang an überhaupt kein Lehrgebäude, sondern ein unumstößliches Ereignis! Einfach begründet in der historischen Tatsache der Person Jesu selbst! Dass er tatsächlich der Überwinder war, der Erlöser, wie er gerufen wurde, bewies er uns letztlich auf so herzzerreißende und gleichzeitig mächtige und eindringliche Weise, wie sie nicht zu überbieten ist! Denn ich frage dich: Kennst du auch nur einen Menschen, bei dem du dir auch nur vorstellen könntest, dass er am Todespfahl unter grauenhaften Schmerzen und angesichts einer von Hass und Mordsucht tobenden Menge ohne Unterlass betet und im Todeskampf noch ausruft: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“! Kannst Du Dir auch nur im Entferntesten einen Menschen vorstellen, der auf diese grauenhafteste Art und Weise ermordet wird und dabei kein Funken an Hass, Rache oder Gefühle der Vergeltung mehr hochkommt? Ja, der selbst darauf noch mit absoluter Liebe und Vergebung reagiert? Wo selbst ein abgebrühter römischer Hauptmann, am Kreuze stehend, ergriffen bekennt: „Was für ein Mensch!“ Kennst du auch nur annähernd so einen Menschen? Ist das nicht ein Zeugnis, das absolut für sich selber spricht? Wenn nicht ER, wer wäre je ein Überwinder, ein Erlöser, gewesen? Einer, der die Kraft hatte die uns allen so sehr fehlt und die wir so sehr brauchen? Der alles böse auch in uns überwinden kann, wenn wir in diesem Sinne an ihm festhalten? Ja, mehr noch, der die Macht hat, jeden, der sich für IHN entscheidet und in dieser Entscheidung bleibt, Schritt für Schritt ganz sicher von allem Negativen zu befreien, - so viele Rückschläge es auch immer wieder mal geben mag! Ich merke, dass du von deiner Sache überaus überzeugt bist. Für mich ist das nach wie vor eine reine Glaubenssache. Es gab doch damals viele Götter und Wunderheiler und Überwinder, wie du es vielleicht nennen willst. Freilich konnten nur die wenigsten zu Religionsstiftern werden. Du magst ja an deinem Glauben festhalten, aber mich stört dieser Absolutheitsanspruch der Christen. Nur wer an Jesus Christus glaubt kommt in den Himmel, alle anderen in die Hölle. Das ist ein intoleranter und anmaßender Standpunkt, der mir allenfalls die anmaßende Gesinnung dieser Christen aufzeigt, sonst nichts. Was den Absolutheitsanspruch der Christen betrifft, so ist dieser ausschließlich ein Absolutheitsanspruch der Kirchen. Der ist gerade darin begründet, dass sie in Jesus nicht den Überwinder in diesem Sinne sehen, sondern vielmehr den ursprünglichen Erlösergedanken für sich ausgeschlachtet haben. Sie nehmen eine stellvertretende Erlösung an und gehen von drei göttlichen Personen aus, wonach Gott-Vater den Gott-Sohn kreuzigen hat lassen um durch dessen Tod die Menschheit wieder mit sich zu versöhnen. Die Erlösung ist demnach davon abhängig, an diese stellvertretende Tat zu glauben und daran festzuhalten, egal wie man lebt. Alleiniger Vermarkter dieses Monopols sind somit die Kirchen! Denn Bedingung dieser Erlösung ist ja nur dieser Glaube und keineswegs ein gutes Leben - wovon die Kirchen ja ausreichend Zeugnis geben, wie du schon sehr richtig erkannt hast. Da sie nun einziger Verwalter dieses Monopols sind, müssen freilich alle anderen in die Hölle kommen. Daraus allein resultiert also dieser von dir sehr richtig erkannter Absolutheitsanspruch! Denn wie gesagt, es geht ja nur um diesen stellvertretenden Erlöserglauben, den sie vermarkten und der somit auch nur in der Gemeinschaft ihrer Kirche erfahrbar ist! Mit so einem Erlösungsverständnis verleugnet man freilich alles Negative in der eigenen Brust. Warum? Weil man als bereits erlöst keine negative Tat mehr vollbringen dürfte oder zumindest keiner Versuchung mehr erliegen dürfte. Was aber, wenn es doch geschieht? Hab ich dann nicht genug geglaubt? Oder will Gott am Ende sogar, dass ich das Böse tue? Ist das Böse vielleicht gar nicht böse, sondern der Wille Gottes? Dieser Schluss ist naheliegend. Werden doch die Versuchungen auf diese Weise nur noch stärker. Und das, obwohl man doch so inbrünstig an die stellvertretende Erlösung glaubt und sich doch so sehr suggeriert, erlöst zu sein. Muss man da das zweifelhafte Handeln nicht irgendwann mal rechtfertigen? Darin werden sie die wahren Meister! Meister der Scheinheiligkeit! Meister darin, die wahren Ursachen zu überdecken und das Etikett „Jesus“ überall darüber zu klatschen! Kein Wunder, dass diese Denkweise schließlich völlig überwinderunfähig macht und all die schlechten Früchte zeitigt, die auch du zu Recht anprangerst. Völlig entgegengesetzt dazu ist es freilich, wenn ich Jesus Christus wieder als den Überwinder erkenne, der ja gerade meine Überwinderkraft stärkt, ja mir hilft, meinen Schweinehund in jeder Hinsicht zu überwinden und mich auch von allen negativen Bindungen und psychischen Problemen restlos befreit. Und das tut ER Schritt für Schritt, weil er tatsächlich auch die Macht dazu hat. IHN allein bittend und nicht nachlassend im Gebet und daraufhin kämpfend, wie aus mir selbst, aber doch im vollen Wissen, dass es ganz aus Gott geschieht. Ja, dass die Kirchen die Gestalt Jesu für ihre Zwecke missbrauchen, war mir schon immer klar. Nur glaube ich eben, im Gegensatz zu dir, generell nicht, dass damals so etwas wie eine Erlösung stattgefunden hat. Und schon gar nicht, dass sie heute noch eine Bedeutung haben könnte. Meiner Meinung nach ist das eine lukrative Erfindung der Kirchen. Auch die Vergötterung der Gestalt Jesu, - woran auch du noch festhältst. Ich glaube, dass die Kirchen damit ihren eigenen Aussagen nur Priorität geben wollen um ihre Machtansprüche zu rechtfertigen! Außerdem ist es ein Relikt aus alten Zeiten, wo das primitive Volk jeden König und Kaiser als Gott angebetet hat. Dass sämtliche Könige und Kaiser als Gott angebetet wurden, trifft tatsächlich auf viele Völker der damaligen Zeit zu. Die Vielgötterei hatte überall sehr zugenommen, aber nicht bei den Israeliten. Die hielten zwar sehr verbissen und pharisäerhaft an ihren Satzungen fest, aber dafür auch am strengen Monotheismus. Vielgötterei oder eine andere Form der Gottesverehrung anzuerkennen als den einen Gott Israels, war die höchste Form der Gotteslästerung. Sie wurde sogar mit dem Tode bestraft! Jesus war Jude und seine Jünger waren Juden. Es kann keineswegs die Rede davon sein, dass ER leichtfertig als Gott anerkannt wurde. Ganz im Gegenteil! Es wird realistischer Weise vielmehr davon berichtet, dass IHM das Volk mehrfach mit Steinigung drohte, nachdem er bei seinen Predigten ganz selbstverständlich Attribute Gottes auf sich bezog. Jesus wurde schließlich auch genau wegen dieser vermeintlich höchsten Form der Gotteslästerung zu diesem grausamen Tode am Kreuz verurteilt! Er wurde angeklagt, sich Gott gleichzustellen! Das war der einzige Anklagepunkt, den man gegen ihn vorbringen konnte. Das muss man sich echt mal vor Augen führen! Der Glaube, dass Jesus Christus der alleinige, menschgewordene Gott ist, ist keinesfalls eine Behauptung der Kirchen. Die gehen, wie gesagt, vielmehr von drei göttlichen Personen aus, die doch irgendwie wieder ein Gott sein sollen. Diese Ansicht ist hauptsächlich entstanden, weil man sich Geistiges in räumlichen und zeitlichen Vorstellungen dachte und der Schluss dieses profanen Denkens ist, dass zwei Personen sein müssten, weil Jesus ja selbst von einem Vater sprach wie von einer weiteren Person. Dieser Kurzschluss wurde im 4. Jh. in einem kirchlichen Konzil zu einem Dogma erhoben. Weitere fast 100 Jahre später wurde dann beschlossen, dass auch der Hl. Geist eine Person in Gott sei. Kurzum, die Kirche ist weit davon entfernt in Jesus Christus die „sichtbare Seite Gottes“ zu sehen. Sie stoßen sich an den bildlichen Begriffen „Vater“ und „Sohn“ usw. die Jesus gebrauchte und verstehen nicht, dass eine leibliche Inkarnation Gottes in dieser Welt nicht wieder Geist sein kann - denn nur dann könnte sie ja „Vater“ genannt werden. Gott ist Geist und konnte sich freilich „nur“ im „Bilde Gottes“, wie es die Bibel nennt, also in menschlicher Gestalt, ausdrücken. Sie wird demnach ganz treffend von Jesus selbst „Sohn“ genannt. Denn logischer Weise verhält es sich bei dieser Inkarnation wie mit der Ursache zu ihrer Wirkung oder wie mit dem Urbild zu ihrem vollkommenen Abbild. Das „Ich-Bewusstsein“ Gottes war also nicht zerteilt. Das war aber scheinbar so. Immer wenn Jesus im Zustand der Versuchungen war, fühlte er sich selber wie vom Vater getrennt - eben aufgrund der Versuchungen. In diesen Zuständen sprach er vom Vater tatsächlich wie von einer zweiten Person. In den Zuständen nach den überwundenen Versuchungen sprach er aber ganz klar aus dem Vater Worte wie: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“, oder „Ich bin, der Weg, die Wahrheit und das Leben“, oder „Ich bin das Licht der Welt“ usw.. Alles Bezeichnungen, die nur Gott zukommen und zukommen können. Das wären zu Recht eine absolute Gotteslästerungen gewesen, wäre Jesus nicht wirklich Gott gewesen! Oder auf die Frage, wer er sei, antwortete er einmal mit: „Ich bin“. Man muss dazu wissen, Jahwe oder JHWH heißt übersetzt „Ich bin“ und ist demnach der treffendste Ausdruck und Inbegriff des eigentlichen Seins überhaupt. Jesus sprach oft durchgängig in diesem „Ich-Anspruch“, während alle Propheten und noch so hohe Gesandte Gottes ihre Rede immer mit „Jahwe“ oder „JHWH sprach“, oder „der Herr sprach“ oder „spricht“, einleiteten. Das war für die Pharisäer und Schriftgelehrten absolut unerträglich, aber für die im Herzen liebenden und glaubenden Juden mehr als eine überdeutlich klare Botschaft! Das mag so überliefert sein. Aber solche Geschichten sind doch Mythologien, Sagen oder Märchen. Das ist doch alles über die lange Zeit von den Anhängern hinzugedichtet worden. Warum legst du so viel Wert darauf? Warum sagst du nicht einfach, dass Gott das Unbekannte und Überirdische ist, das man sich nicht vorstellen kann? Die Evangelien des Neuen Testaments sind keine Sagen oder Märchen. Sie sind auch kein Mythos. Es ist ein verbreiteter Irrtum zu meinen, über die lange Zeit sei viel hinzugedichtet worden. Die lange Zeit spielt keine Rolle. Kein glaubwürdiger Übersetzter übersetzt aus Übersetzungen, sondern aus dem Quelltext. Bei den Evangelien geht dieser bis auf das 1 Jh. nach Chr. zurück und ist so gut bezeugt, dass sich schon in den ersten Jahrhunderten viele tausend Textstellen in der Sekundärliteratur der damaligen Zeit wiederfinden. Aber du wunderst dich, warum ich so viel Wert auf die Feststellung lege, dass Jesus Christus Gott ist? Ich will dir diese Frage gerne mit einem Beispiel beantworten. Was ist zum Beispiel größer: Von der Liebe allgemein in den Beziehungen zu reden und zu träumen oder sie in einer realen Beziehung zu erleben? Du meinst, ob nur die bloße Vorstellung über die Liebe oder die konkrete Wirklichkeit der Liebe größer ist? Ganz genau. Na, sicher wird die Liebe zu einer konkreten Partnerin hoffentlich größer sein, als die Liebe zu einer bloßen Phantasievorstellung. Na, das meine ich auch. Aber verstehst du was ich meine? Auch hier könntest du sagen, dass die Liebe, die sich auf eine konkrete Person bezieht, eingeschränkt ist, weil sie nicht mehr frei und unbestimmt ist. Der Vergleich hinkt aber in bezug auf Gott... Der Vergleich hinkt ganz und gar nicht! Wie sich die Liebe erst in einer Partnerschaft eröffnet, wenn sie konkret wird, so auch eröffnet und entfaltet sie sich und gewinnt an Tiefe zu Gott erst wenn sie konkret wird und nicht das Überirdische und Unbekannte bleibt, wie du sagst. Ich halte es für eine umwerfende Vorsehung Gottes, dass Gott durch seine Menschwerdung die größtmögliche Gotteserkenntnis entfaltet hat, ja erst eröffnet hat. Damit ist nun eine Nähe zu Gott möglich, die anders nie erreicht würde! Das scheint mir aber eine sehr menschliche Anschauung von Gott zu sein. Nein, das ist eine sehr göttliche Anschauung vom Menschen. Wer gibt uns das Recht die menschliche Gestalt an sich abzuwerten? Stell’ dir vor, du sollst ein Bild finden oder kreieren, welches der wahren Liebe am meisten entspricht. Welches würdest du wählen? Hier, diese schöne Blume? Oder hier, diesen ausdrucksstarken Baum? Oder was würdest du wählen? Ich würde da gar nichts wählen. Man kann sicher hinter allen Dingen etwas Schönes sehen, wenn man Augen dafür hat. Es kommt auf den Betrachter an, der eine findet das schön, der andere das. Das mag sein. Aber du wirst mir auch zustimmen, dass es auf der ganzen Welt keine Form oder Gestalt gibt, welche die ganze Bandbreite der Liebe besser zum Ausdruck bringt, als die menschliche Gestalt? Dass sie also die Form schlechthin ist, die in materieller Gestalt die göttliche Liebe unter allen Formen und Gestalten nicht nur am meisten, sondern sogar vollkommen darstellt? Warum sollte es also für Gott entwürdigend sein, sich in menschlicher Gestalt zu zeigen? Er ist es doch, der sagt, er habe den Menschen nach seinem Bilde geschaffen. Sind es denn nicht vielmehr wir, die wir die menschliche Gestalt durch böse Taten missbrauchen und daher entwürdigen? Ja schon, aber es ist doch völlig verrückt zu behaupten, dass Jesus Christus Gott selber gewesen sein soll! Jesus Christus war ein Wanderprediger und Religionsstifter und er mag eine interessante Persönlichkeit gewesen sein, aber man versteigt sich doch total in dessen Verehrung, wenn man deswegen behauptet, er sei Gott selbst gewesen! Nun, gut. Betrachten wir doch das Ganze mal von einem generellen Gesichtspunkt. Wie müsste deiner Meinung nach Gott sein, wenn er sich in menschlicher Gestalt zeigt? Wenn Jesus Christus wirklich dieser Gott und Überwinder wäre, wie du sagst, müsste er sich längst deutlicher und klarer zu erkennen gegeben haben. Er hätte sich den Menschen längst entsprechend dargestellt, so dass dies allgemein bekannt wäre! Und er würde eingreifen in dieser Welt, bei all den Ungerechtigkeiten und schlimmen Vergehen an Unschuldigen die es Tag für Tag in so unsäglich großer Zahl gibt! Da sind wir beim Anfang unseres Gespräches angelangt und was ich über den freien Willen gesagt habe. Gott ist die Liebe und respektiert unseren freien Willen. Das ist das einzige, was du ihm zum Vorwurf machen kannst. Du kannst ihm deshalb auch zum Vorwurf machen, dass du ihn nicht findest, wenn du ihn nicht suchst und dass du ihn nicht erlebst, wenn du seinen Willen nicht tust. Doch selbst bei diesen und noch vielen anderen Vorwürfen bietet Gott noch alle seine Weisheit auf, dich und jeden Menschen auf wundersamen Wegen und mit unzähligen Mitteln immer wieder zum Guten zu lenken, ohne je zwingend einzuwirken. Du kannst IHM also vieles zum Vorwurf machen, doch das eine nicht: Dass er sich dir nicht zu erkennen gibt, obwohl du ihn von ganzen Herzen suchst. Das ist also im Gegensatz zu deiner Auffassung für mich die Größe Gottes: Kein weltlicher Herrscher, der uns mit seiner Allmacht beeindruckt, sondern uns im Unscheinbaren und Verborgenen und damit völlig unaufdringlich zur Liebe zieht. Du kennst den Spruch: „Wer suchet der findet“? Das ist tatsächlich so. So unscheinbar Jesus sein mag. Wer ihn sucht, der findet IHN! Das weiß ich und erlebe ich und davon geben sehr viele Menschen Zeugnis. Auch wenn du das ebenso wenig glauben wirst. Für mich stehst du mit dieser Aussage entgültig neben jeder Realität. Du siehst die Welt durch eine rosarote Brille. Ich will dir deinen Gott nicht nehmen, aber nützen wird dir deine abgehobene Einstellung im Leben auch nichts. Damit kannst du vielleicht Pfarrer werden oder Prediger. Wir sind auf dieses Thema gekommen, weil ich aufzeigen wollte, wie sehr wir im Leben Kraft zum Überwinden brauchen. Das ist aber nichts Irreales, sondern wie wir festgestellt haben, etwas sehr Praktisches und Reales ihm Leben eines jeden Menschen. Auch in deinem und meinem! Das einzige was dir da wohl irreal erscheint ist, dass es diese Kraft tatsächlich gibt und dass es auch einen Zugang zu ihr gibt! Ich erlebe diese Möglichkeit. Nur das wollte ich aufzeigen. Du tust mir also unrecht, wenn du mich als abgehoben bezeichnest, weil du diese Möglichkeit von vornherein ausschließt. Ich will dir aber meine Überzeugung nicht aufdrängen oder besser gesagt, dir den Zugang zu dieser Kraft nicht aufdrängen. Mir steht es fern dich überzeugen zu wollen. Für mich ist es einfach das Großartigste überhaupt in meinem Leben! Auch wie einfach es eigentlich ist. Und du musst entschuldigen: „Wovon das Herz voll ist, geht halt der Mund über.“ Na, ist ja schön für dich. Ich beziehe die Kraft zum Überwinden nur aus mir selber und der gesunden Vernunft. Und wenn das alle Menschen tun würden, würde meiner Meinung nach die Welt schon ganz anders aussehen. Aber wie gesagt, ich lasse dir gerne deinen Glauben. Ich wohne gleich da drüben und muss hier bei der Brücke links abbiegen. Wir können uns aber bei Gelegenheit gerne wieder über dieses oder andere Themen unterhalten. Können wir gerne machen. O.k. bis dann. Ja, bis dann. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend! Danke. Ich dir auch. Tschüss, Theodor!

GESPRÄCH MIT THEODOR

Als  PDF

SWEDENBORG vs. FREIKIRCHE

DER IRRTUM DER TRINITÄTS- UND

RECHTTFERTIGUNGSLEHRE

SWEDENBORG vs. ESOTERIK

DAS ESSEN VOM BAUM DER ERKENNTNIS VON GUT & BÖSE BZW. SELBER GOTT-SEIN WOLLEN

URCHRISTENTUM - SERVET -

SWEDENBORG

GESTORBEN FÜR DIE WAHRHEIT ZUR ZEIT DER REFORMATIOEN: MICHAEL SERVET

URCHRISTENTUM - FRANCK -

SWEDENBORG

DER BESONDERE MANN SEINER ZEIT, DER AN DAS URCHRISTENTUM ANKNÜPFTE: SEBASTIAN FRANK LINKS EINE SAMMLUNG VON SEITEN, DIE DEN GEIST SWEDENBORGS WIEDERGEBEN ----------------------------------------------------------------

SWEDENBORG vs. LORBER

WIE DAS URCHRISTENTUM DURCH DIE

GNOSIS VERFÄLSCHT WURDE SO WIRD

IM DEUTSCHSPRACHIGEM RAUM

SWEDENBORG DURCH LORBER

VERFÄLSCHT

SUCHEN SIE HILFE BEIM VERSTÄNDNIS SWEDENBORGS ?
und der innere Sinn im Wort Gottes
AUSZÜGE AUSZÜGE

THEODOR

eine Geschichte aus dem

Alltag, die das urchristliche

Verständnis Swedenborgs

lebhaft veranschaulicht

„Noch sind die sonnigen Frühlingsabende selten und ich genieße die wohltuenden, warmen Sonnenstrahlen bis zuletzt, wie ausgehungert nach lebensspendender Liebe. Da ist es Theodor, der bei meinem ausgedehnten Spaziergang entlang des nahegelegenen Flusses auf mich zukommt. Ich erinnere mich lebhaft an unsere erste Begegnung und wie wir zufällig auf Gott zu sprechen kamen und er Anstoß daran nahm, dass ich an Gott glaube. Dennoch begegneten wir uns fortan mit gegenseitigem Respekt und meine Sympathie für ihn beruhte wohl auch auf Gegenseitigkeit. Da ihn aber anscheinend das Thema Gott und Glaube noch unter den Nägeln brannte, entspann sich sehr schnell folgendes Gespräch“: Sag, wie kannst du an einen Gott glauben der das Weltall erschaffen haben soll, aber dann nicht mächtig genug ist sich dem Menschen auch zu offenbaren, geschweige denn einzugreifen, wenn unbeschreibliches Unrecht unter seinen angeblich allwissenden Augen geschieht? Kannst du, als gewöhnlicher Mensch, unbeschreibliches Unrecht mit eigenen Augen ansehen ohne einzugreifen, obwohl du wüsstest, dass dein Eingreifen dieses Unrecht verhindert? Würdest du nicht große Schuld auf dich laden wegen deiner Hartherzigkeit? Wie sollte da Gott, der angeblich die Liebe selbst sein soll, tatenlos zusehen können? Ist das nicht allein schon ein Widerspruch in sich selber? Zumal du glaubst, dass Gott die Liebe und zudem allmächtig und allwissend ist? Dieser Gott ist entweder die Liebe, aber so schwach, dass man ihn nicht allmächtig nennen dürfte und damit auch nicht Schöpfer der Welt. Oder er ist allmächtig und allwissend und damit Schöpfer der Welt, aber ein grausamer, willkürlicher und ungerechter Gott und damit alles andere als die Liebe. In beiden Fällen kann ich auf Gott verzichten und ich finde es ehrlich gesagt krank, gefährlich und realitätsfern zugleich, mir letztlich einen liebenden Gott vorzugaukeln, nur weil ich es aus Schwäche nicht ertragen kann mich dieser unbegreiflichen, willkürlichen, gnadenlosen Welt zu stellen. Ich muss dir sagen, dass du fast gut daran tust nicht an Gott zu glauben. Auch ich würde nicht an Gott glauben und noch weniger ihn lieben, wenn ich dein Gottesbild mit dir teilen würde. Andererseits musst du wohl zugeben, dass du selber an diesem etwas kindlichen Weltentwurf über Gott, Leid und Leben zweifeln musst? Meiner Meinung nach ist Gott unbegreiflich viel größer und größer ist wohl auch unsere Seele. Was sie reif und letztlich wirklich glücklich macht, ist uns im Grunde kaum bekannt. Damit will ich keineswegs in Abrede stellen, dass es sehr schwere Schicksalsschläge auf dieser Welt gibt und wie schockierend sie auch für mich sind. Aber gerade da sehe ich auch ein Problem. In unserem Medienzeitalter sind wir ständig mit Leid unzähliger uns völlig unbekannter Menschen konfrontiert. Und umso erschreckender ein Schicksalsschlag ist umso mehr wird er von den Medien oft ausgeschlachtet. Jeder Mensch hat aber seine ganz persönliche Vergangenheit, sein ganz persönliches Schicksal und damit auch sein ganz persönliches Leid. Wenn ich nun an Gott glaube, glaube ich damit auch an eine ganz eigene und persönliche Führung und damit Vorsehung Gottes und - dass mich eben nicht alles willkürlich und zufällig treffen kann. Vielmehr widerfährt mir nur, was mir aufgrund meiner Situation und Lebenseinstellung auch wirklich zum Leben dient, auch wenn es Schicksalsschläge sind. Ja, oft gerade diese! Vorausgesetzt, dass ich mich dann Gott bzw. dem Leben zuwende und nicht erst recht in die Negativität flüchte. Alles ist darauf ausgelegt, dass wir geistig reifen und wachsen! Das hat vor Gott so hohe Priorität, weil ER, im Gegensatz zu uns, unser ewiges Heil vor Augen hat und nicht nur ein paar Jahrzehnte auf dieser Erde und dass es uns dabei möglichst gut geht. Er allein weiß, was uns Menschen letztlich wirklich glücklich macht. So gesehen lässt er also notgedrungen auch Schicksalsschläge zu. Es ist doch eine Binsenweisheit: Wenn ich im Leben etwas erreichen will oder Karriere machen will, muss ich doch auch alles daransetzen um erfolgreich zu sein. Warum soll das beim geistigen Wachsen und Reifen anders sein? Ist es doch das, was uns wirklich glücklich macht - und zwar, wenn du es glauben magst – weit über den Tod hinaus! Wenn aber die Menschen nur dem Glück nachjagen und meinen es direkt anstreben zu können, entzieht es sich ihnen in dem Maße auch schon wieder, wie sie es zu ergreifen suchen. Logischerweise empfinden sie dann die ganze Welt und alle Umstände wie eine Verschwörung gegen sich selbst und können so unmöglich an Gott glauben. Dabei sind es die Menschen, die gegen die Ordnung leben, die allein auf geistiges Wachsen und Reifen ausgelegt ist! Ist das Ergebnis dann ein Wunder? Kann denn nicht vielmehr erst dieses geistige Wachstum und diese geistige Reife das Glück nach sich ziehen? Das wirkliche und wahre Glück! Freilich, da wirst du einwenden, niemand kann einen dazu zwingen nach göttlichen Ordnungen zu leben! Da hast du recht. Du kannst dich so oder so entscheiden, aber wenn du dich gegen Gott entscheidest und dann das Leben nicht mehr verstehst, warum machst du IHM dann Vorwürfe? Er respektiert deinen freien Willen und gleichzeitig willst du, dass die Liebe dich zur Liebe zwingt? Würde er das tun, so wäre er nicht die Liebe. Ist er aber die Liebe, wie sollte es anders sein, als dass er uns am allerwenigsten dazu zwingt? Ja, dass ER unsere Entscheidungen am allermeisten achtet und uns auch noch in voller Achtung unserer Entscheidung liebt? Wäre es ihm möglich uns glücklich zu machen ohne Verzicht, ohne geistiges Reifen und ohne inneres Wachstum, dann würde er es sofort tun. Aber das ist eben selbst Gott unmöglich, weil es ein Widerspruch in sich selber ist. Warum soll Gott das unmöglich sein? Ist er nun allmächtig oder nicht? Und vor allem, warum soll Gott den Menschen das Glück nicht einfach so in den Schoss legen? Neidet er es ihnen etwa? Ich verstehe keineswegs, warum es Gott nicht im Vorhinein möglich gewesen sein soll, glückliche Geschöpfe zu machen, denen es an nichts fehlt und die glücklich und vollkommen sind! Das wäre zumindest nachvollziehbar, dass ein Gott, der vollkommen ist, auch Vollkommenes schafft und nicht Unvollkommenes! Da ist doch der Widerspruch! Nicht wirklich. Denn genau das tut Gott. Er schafft Vollkommenes. Sein ganzes Schöpfungsziel ist einen Engelshimmel mit ewig lebenden und glücklichen Geschöpfen zu erschaffen, denen es an nichts fehlt und die damit vollkommen sind. Man kann auch durchaus sagen, Gott erschafft das alles in einem Augenblick. Denn für Gott gibt es keine Zeit. Die gibt es nur für uns Menschen, für die er diese erschaffen hat. Und ich bin überzeugt, sie reicht viele Male ihm Leben eines jeden Menschen aus, damit dieses Ziel möglichst auch bei jedem erreicht würde. Ja, Gott hat mit der Erschaffung von Zeit und Raum dieses wunderbare Instrument erschaffen um dieses Ziel zu verwirklichen! Das Ziel, eine freie Entscheidung seiner Geschöpfe zu ermöglichen! Aber in welchem Verhältnis steht die Zeit zur Ewigkeit? Doch in gar keinem! Wie sollte es auch eine Relation der Zeit zur Zeitlosigkeit geben? Also vom Standpunkt der Zeitlosigkeit Gottes aus betrachtet, erschafft Gott sehr wohl seine Geschöpfe in einem Augenblick. Dass das aber nicht nach menschlichem Gesichtspunkt in einem Augenblick geschehen kann, wird auch wiederum durch einen sehr menschlichen Gesichtspunkt klar: Ein Wesen, dass in einem Augenblick entstehen würde und dem sein seliger Zustand einfach verordnet wäre, müsste eine Marionette sein, da keine freie Entscheidung diesem Zustand vorausgegangen ist. Weiter müsste man sich fragen, inwieweit sich eine solche Marionette über ein Glück freuen könnte von dem es gar kein Bewusstsein hat? Denn was selbstverständlich ist, gelangt ja gar nicht zu Bewusstsein. Also ein Widerspruch in sich. Wie kann jemand glücklich sein, wenn ihm sein Glück gar nicht bewusst ist? Abgesehen davon bleibt letztlich die Frage, was für eine Identität so eine Marionette überhaupt hätte? All dies zeigt, dass Glück genau so wenig wie Liebe gemacht oder erschaffen werden kann. Gott kann die Liebe nicht erschaffen, da er damit sich selbst erschaffen würde. Gott ist die Liebe. Genauso dürfte es mit dem Glück sein. Das Glück ist letztlich nur in Gott zu finden und ist daher nicht etwas, das er zugleich mit uns erschaffen kann. Er erschafft aber uns Menschen auf dieser Welt im Spannungsraum von Gut und Böse, ausgestattet mit einem freien Willen. Und wenn wir uns dann bewusst Gott zuwenden, wenden wir uns auch dem Glück zu! Da es, wie gesagt, etwas ausschließlich Göttliches ist und nicht außer ihm erschaffen werden und entstehen kann, sondern nur in ihm und aus ihm. Sorry, aber ich kann dir nur sagen, dass ich das alles ungemein lächerlich finde. Du versuchst auf Biegen und Brechen einen Gott zu rechtfertigen, den es gar nicht gibt und redest von Dingen, die du gar nicht wissen kannst, aber über die du offensichtlich lange nachgedacht hast um alles rechtfertigen zu können. Woher bist du dir so sicher? Du glaubst, was du sagst oder gehört hast und ein anderer glaubt wieder ganz was anderes ebenso. Jeder hält sich an seinem Märchen fest und ist ganz davon überzeugt und will nur ja nicht zulassen, dass jemand daran rüttelt, weil sonst alles in sich zusammenbrechen würde. Ich bin wohl zu sehr Realist um Kraft daraus schöpfen zu können an solchen Märchen festzuhalten. Ich kann deinen Einwand, alles als Märchen abzutun, von einem gewissen Gesichtspunkt aus gesehen schon auch nachvollziehen. Viele religiöse Überzeugungen widersprechen sich untereinander und wenn man dann noch sieht, wie sich die verschiedenen Richtungen untereinander bekämpfen und bekriegen - und das oft auf das Erbittertste, dann hat man tatsächlich ein gutes Argument gefunden alles als Märchen abzutun oder vielmehr einen atheistischen Humanismus zu vertreten. Abgesehen davon hast du noch vergessen zu erwähnen, wie zweifelhaft oft auch die Früchte sind, die aus diversen Glaubensvorstellungen hervorgehen und nicht unbedingt beweisen, dass diese Menschen durchdrungen sind von Gott und der Liebe, von der sie die ganze Zeit reden. Nicht selten findet man schlimmere Schandtaten unter ihnen als unter den Menschen, die sie als „Ungläubige“ abtun. Aber dennoch: Ich freue mich über jeden einzelnen gläubigen oder spirituellen Menschen. Egal welcher Weltanschauung! Freilich nicht, weil dort überall Schandtaten verübt werden, sondern, weil sie sich in der Regel nach dem Guten ausstrecken und darauf hinarbeiten. Alle religiösen und spirituellen Richtungen, sofern sie so genannt werden können, haben nämlich diesen einen gemeinsamen Nenner: Gott ist das Gute bzw. die Liebe und Böses sollst du meiden und das Gute tun. Schau, darauf allein kommt es vor Gott doch in erster Linie an! Dass es dabei so viele Annäherungen über die Anschauung von Gott gibt wie es Menschen gibt, ist nur zu natürlich und eher für uns Menschen ein Problem, als für Gott. Alle gehen wir ja von einem ganz anderen Standpunkt aus auf Gott zu. Es sind ja keineswegs diejenigen Menschen, die aufgrund ihres günstigen Schicksals zu Gott gefunden haben. Im Gegenteil. Du übersiehst, dass es querbeet durch alle Schichten und Milieus Menschen sind, die sich in ihrer verzweifelten oder auch nicht verzweifelten Lebenssituation heraus auf Gott hin ausstrecken und daher zunächst auch keine besseren Menschen sind als andere. Denn die Annäherung an Gott beginnt meist schrittweise. Aber es gibt natürlich auch diejenigen, die Religion als frommen Denkmantel für ihren Machtanspruch missbrauchen und sie finanziell oder sonst wie ausschlachten. Sie beginnen dann die Wahrheit über Gott zu verfälschen, weil sie die Wahrheit gar nicht ertragen könnten. Auf diese Weise sind alle Irrtümer in den Religionen entstanden und jede große Religion wurde und wird auf diese Weise mit der Zeit immer wieder völlig verfälscht, bis Gott gewissermaßen wieder eine Neugründung vornimmt. Wie es auch durch die Jahrtausende hindurch immer wieder geschehen ist. Es ist also keineswegs Gott, der den Menschen im Irrtum ersticken lassen will, ganz im Gegenteil. Es ist der Mensch, der spirituelle Wahrheiten nicht ertragen will, - denn sie überführen ihn! Jede Annäherung an Gott ist logischerweise eine Annäherung an die wahre Liebe und damit ist verbunden, dass die liebgewordenen oder unbewussten negativen Taten und Einstellungen immer stärker bewusst werden. Daher sträuben wir uns von Natur aus dagegen. Da geht’s sozusagen ans „Eingemachte“. Das mag nicht jeder. Kein Mensch wird also von Gott dazu gezwungen, im Gegenteil, wie ich schon gesagt habe, die wahre Liebe zwingt am allerwenigsten. Ja, zwingen lasse ich mich sowieso zu gar nichts. Außerdem ist deine Behauptung richtig typisch: „Nur wer an Gott glaubt wendet sich dem Guten zu.“ Diese Behauptung finde ich anmaßend und intolerant. Ich bin sehr wohl ein Mensch, der, wie du sagst, sich nach dem Guten ausstreckt und sich auch für seine Mitmenschen engagiert. Aber deswegen muss ich nicht glauben - im Gegenteil, was hat das Tun des Guten mit dem Glauben zu tun? Ich, für mich, finde es überhaupt nicht dienlich im Kopf irgendwelche wunderlichen Geschichten zu wälzen und abgehoben und abgedreht durch die Welt zu rennen, anstatt tatsächlich zu helfen und Gutes zu tun, wo man es kann. Meiner Ansicht nach führt das nur dazu, dass man den Bezug zum Alltag und den Mitmenschen verliert. Nichts gegen dich, aber ich hasse diese frommen Sprücheklopfer, die an der Realität vorbeireden und sich auch noch gut dabei vorkommen. Das alles ist für mich sicher nicht erstrebenswert! Du hast nicht unrecht, wenn du von frommen „Sprücheklopfern“ sprichst. Die gibt es wohl tatsächlich. Aber glaube mir: Wahrer Glaube hat mit frommem Sprücheklopfen nichts gemein. Es geht nicht darum, dir ein Heil einzureden oder zu suggerieren, ohne an dir zu arbeiten. Sei mal ehrlich: Steht in Wirklichkeit nicht ganz was anderes hinter deiner Abwehrhaltung? Ist nicht auch bei dir eine verborgene oder sogar unbewusste Angst und wir reden jetzt daran vorbei? Nämlich, das ungute Gefühl, dass der Glaube an Gott auch für dich Konsequenzen hätte? Dass auch du womöglich einige Dinge in deinem Leben ändern oder in Ordnung bringen müsstest? Oder sogar mancher Lieblingssünde den Rücken kehren müsstest? Ist es vielleicht so? Ich denke nicht so kleinkariert! Ich lasse mir keine Schuldgefühle machen! Ich bin niemanden etwas schuldig und Gott schon gar nicht! Ich habe sehr früh gelernt, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt. Ich musste um mein Überleben kämpfen um nicht unterzugehen. Ich war gerade mal 12 Jahre alt als meine Mutter gestorben ist und mein Vater war Alkoholiker und hat sich nicht um uns gekümmert. Er war immer nur betrunken und hat uns geschlagen. Mir braucht niemand erzählen wie wenig Hilfe man von seinen Mitmenschen erwarten kann. Ich bin oft genug der Betrogene gewesen und zwar gerade dann, wenn ich es am wenigsten erwartet hätte, gerade dann, wenn meine Absichten am besten waren. Erzähl du mir also nichts von Gott und dass ich etwas in Ordnung zu bringen hätte. Soll ER das erst mal tun, wenn es ihn gibt! Ist diese ungerechte Welt etwa meine Erfindung? Mach doch die Augen auf! Allein in der Natur und Tierwelt zeigt sich doch schon ganz klar, dass nur der Stärkere gewinnt! Aber ich will gar nicht der Stärkere sein, ich will nur überleben! Ich begegne dem Leben nur mit so viel Härte wie es nötig ist um zu überleben und sichere mir damit nur das kleine Stückchen vom Glückskuchen der Menschheit, der mir zusteht. Komme mir also nicht mehr mit irgendwelchen Lieblingssünden, denen ich den Rücken kehren müsste. Du sagst: Immer wenn deine Absichten am besten waren, warst du der Betrogene? Aber hast du schon mal nachgedacht, warum du dich als der Betrogene gefühlt hast? Kennst du nicht den Spruch: „Undank ist der Welten Lohn.“ Ich will dir damit nicht zu nahe treten! Ich kenne das nur eben auch von mir sehr gut. Oft tun wir das „Gute“ und fühlen uns dann auch noch betraft dafür. Oder es gibt Menschen in unserem Umfeld, die anstatt dankbar sogar noch undankbar darauf reagieren. Aber vielleicht hast du deine „Belohnung“ einfach zu sehr von außen oder sofort erwartet und übersehen, dass das Gute in erster Linie eine Bereicherung im Inneren nach sich zieht? Wie gesagt, ich weiß wovon ich rede, weil es mir genauso geht. Wir meinen, wenn wir uns zu einem guten Entschluss durchringen, müsste uns Gott sofort alle Hindernisse aus dem Weg räumen und unseren guten Ansatz nach unseren Vorstellungen belohnen, damit wir nur ja weitermachen. Aber es ist nicht selten genau umgekehrt. Gott motiviert und fördert uns, dass wir den Entschluss zum Guten fassen. Aber dann folgt die Zeit der Prüfung, ob wir diesen Entschluss auch aus uns selbst heraus – aus freiem Willen - tun, gerade gegen alle Widerstände. Würde uns Gott das abnehmen, wäre dies wie wenn Eltern ihr Kind dazu motivieren das Zimmer aufzuräumen, weil es dies aber nicht tut, diese es dann doch selbst machen. Wird das Kind, wenn dies in sämtlichen Dingen geschieht, nicht lebensunfähig? Einfach, weil die Eltern ihm grenzüberschreitend alle Widrigkeiten des Lebens abnehmen? So auch bei uns Erwachsenen. Es ist zwar richtig, ja notwendig, dass wir zum Guten motiviert werden, aber TUN müssen wir es letztlich selber. Das kann uns niemand abnehmen. Und wenn, dann würde es uns auch Gott gegenüber, ja dem Leben gegenüber lebensunfähig machen. Dass wir das Gute tun und uns oft gegen sämtliche Widerstände dazu durchringen müssen, ist nämlich SEIN höchstes Anliegen an uns! Ihm ist das so heilig, dass er es uns auf keinem Fall aufdrängt oder uns verweichlichen und lebensunfähig machen will. Aber was ist nun die Folge: Wir ringen uns mit ach und krach zum Guten durch und - als Belohnung sozusagen, erleben wir dann oft regelrechte Schicksalsschläge, anstatt das alles glatt läuft. Die Folge ist: Wir verstehen die Welt nicht mehr und fühlen uns von Gott betrogen. In Wirklichkeit haben wir uns selbst betrogen. Wir selber sind es ja, die sich so schnell untreu werden! Denn wir sind es ja, die den guten Entschluss so schnell verwerfen und damit dem Weizenkorn gleichen, das auf felsigem Boden fällt. Jesus sagt in einem Gleichnis: „Weil es keine tiefe Erde hatte, ging es zwar schnell auf, aber als die Sonne aufging, verwelkte es und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es.“ Ist das nicht ein treffendes Bild? Das Weizenkorn ist der noch fremde, aber gute Gedanke, dem wir Gehör verschaffen. Bewährt sich dieser nicht durch die Tat, wird er nicht in unserem Wesen verankert und löst sich somit wieder von uns los, wie ein Fremdkörper. „Wer hat, dem wird gegeben und wer nicht hat, dem wird noch genommen was er hat“, sagt dazu Jesus an anderer Stelle. Wer sich nämlich in die Abwärtsspirale des Betrogenen hinein begibt, läuft Gefahr, das Urvertrauen in Gott ganz zu verlieren. Daraus sieht man also, dass Durchhaltevermögen, Verzicht und Opferbereitschaft die wichtigsten Voraussetzungen sind um zu wachsen und zu reifen. Sie sind der wichtigste Motor zur seelischen Gesundheit. Daraus erwirbt man sich die wahre Stärke ohne hart werden zu müssen. Eine Stärke, die in Gott gründet ist! Wenn wir dazu den Mut haben, bin ich mir sicher, brauchen wir nicht mehr um das kleine Stückchen vom Glückskuchen der Menschheit zu kämpfen, der uns dann, so groß oder so klein er auch sein mag, letztlich auch nicht glücklich machen wird. <Schweigt eine Weile und sagt:> Opferbereitschaft und Verzicht – mich regen solche Worte nur auf. Mein ganzes Leben ist ein einziger Verzicht. Die Kirchen machen seit Jahrhunderten ein gutes Geschäft damit, dass sie den Menschen ein schlechtes Gewissen einreden, indem sie sie mit dem Gerede vom Verzichten krank machen. Ohne dir anscheinend dessen bewusst zu sein, schlägst auch du in diese Kerbe. Was soll dabei herauskommen? Psychisch verstümmelte Gestalten, die gegen ihre Natur leben und Unheil anrichten! Menschen, die sich ein schlechtes Gewissen einimpfen lassen, bis sie von den Kirchen völlig abhängig sind und in vollem Umfang für ihre Zwecke ausgenommen und missbraucht werden können. Das ist genau die Herrschaftspolitik der Kirchen seit vielen Jahrhunderten! Nur mehr die Leichtgläubigen oder die geistig Beschränkten und Naiven fallen in unserer aufgeklärten Zeit auf diese Psychofalle herein. Ich verstehe nicht wie du, als meiner Meinung nach doch intelligenter Mensch, darauf hereingefallen bist? Ich bin nicht auf irgendeinen Aberglauben hereingefallen. Was ich unter Verzichten verstehe, ist etwas ganz anderes: Nämlich, wenn jemand erkannt hat, dass ihn irgendeine Angewohnheit, Abhängigkeit oder Droge oder was auch immer ruiniert und er dann damit aufhört. Das allein verstehe ich unter verzichten! Es nützt freilich nichts, anstatt dessen fünf Vaterunser zu beten und noch fleißiger in die Kirche zu gehen, dann aber weiterhin zu tun, was einen selbst oder andere zerstört. Oder wenn jemand seine Partnerin oder seinen Partner betrügt, seine Mitmenschen belügt, bestiehlt und gegeneinander ausspielt, Hass und Zwietracht sät und allerlei Böses schürt, aber nach außen hin ein scheinbar „aufrichtiges“ Leben führt und diese Dinge bei sich rechtfertigt - oder einfach nicht sieht! Das alles führt sehr wohl dazu, wie du es sehr richtig erkannt hast, dass ein Mensch sich psychisch verstümmelt. Denn er muss sich ja, um das alles zu kaschieren, sehr viel vormachen und sein eigenes Herz verleugnen. Und das, bis er den Blick für sich selbst und die Wirklichkeit völlig verloren hat. Niemals kann das Verzichten von negativen Dingen einen Menschen krank machen, und wenn es einem noch so schwer fällt, - das ist ein weit verbreiteter Irrtum! Aber die Ersatzhandlungen und der Aberglaube, die können einen Menschen sehr wohl krank machen. Ich bin aber der Meinung, dass das Verzichten auf negative Dinge einen Menschen auch krank machen kann. Das zeigt sich mir allein schon darin, dass du etwas „negativ oder böse“ nennst und damit Gespenster siehst, die es gar nicht gibt. Das ist Illusion! Für mich gibt es nichts „Negatives“. Das ist ein typisch eingeengter Blickwinkel auf die Dinge, der an sich schon krank ist. Eine negative Angewohnheit oder Sucht etc. hat nämlich in aller Regel einen viel tieferen Hintergrund, der meist in der Vergangenheit liegt und zuerst psychologisch aufgeklärt werden müsste. Dann stellt sich heraus, dass dein „Negatives“ vielmehr ein krankmachendes Gespenst ist und so mancher Täter vielmehr als Opfer entlarvt wird. Da gebe ich dir schon recht! Mit „negativ“ meine ich auch das subjektiv empfundene Negative und nicht ein objektiv festgeschriebenes Dogma oder Gesetz, mit dem die Kirchen oder Instanzen unserer Gesellschaft vorschreiben, was „böse“ ist. Da ist ein großer Unterschied und oft hat das eine mit dem anderen wenig zu tun. Das muss man unterscheiden. Ich bleibe jetzt bewusst bei dem verfänglichen Begriff „böse“. Und zwar deswegen, weil man meiner Meinung nach der „Natur des Bösen“ keineswegs gerecht wird, wenn sie nur als „psychologisches Konstrukt“ oder gar als Illusion abgetan wird! Ich bin zwar der Überzeugung, dass eine negative Neigung in uns immer auch etwas Krankes ist, aber dass sie im innersten Kern eben mehr ist. Es ist auch eine Neigung! Hier kann man an das Freud‘sche Lustprinzip anknüpfen. Jeder Neigung, ob positiv oder negativ, wohnt immer eine ihr eigene Lust inne. Beim Positiven kann man sie umschreiben mit Freude und Friede. Beim Negativen eher mit Gier und Unfriede. Qualitativ ist die Lust die dem Positiven innewohnt höher anzusetzen als die Lust aus dem Negativen. Wer aber überwiegend in der Lust lebt, die ihm die negativen Dinge bereiten, will diese nicht ohne weiteres aufgeben. Sie sind auch alles was er hat und was er kennt. Darüber hinaus hat die Lust zum Negativen einen Suchtcharakter und geht mit Unfreiheit einher. Außerdem kommt noch der bedeutende Umstand hinzu, dass diese beiden Lustquellen Gegensätze sind und sich auch tatsächlich gegenseitig auslöschen und uns für die jeweils andere Lustquelle unempfindbar machen. Hier ist also unsere Entscheidung gefragt, weil sie uns letztendlich prägt. Insofern darf ich also das subjektive Böse – nicht das, was irgendeine Kirche oder irgend ein noch so wohlmeinender Mensch unter „böse“ versteht - aus Liebe zu Gott und meinen Mitmenschen meiden und bekämpfen! Mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln. So bekommt das Verzichten und Überwinden des Bösen eine ganz andere Dimension. Denn sobald Lust im Spiel ist, kostet es Überwindung auf diese Lust zu verzichten. Aber nur wo das geschieht, kann ich für die positiven Lustquellen wieder empfindbar werden. Es ist also ein weit verbreiteter Irrtum zu glauben, dass das Verzichten auf das Böse – ich nenne es nach wie vor so, du kannst es gerne Negatives nennen – krank macht. Richtig ist allerdings sehr wohl, dass das bloße Verzichten auf das sozusagen objektiv und pauschal festgeschriebene Böse durch Kirche und Gesellschaft, krank machen kann. Und zwar immer, wenn es mit meinem subjektiven Bewusstwerdungsprozess – also, was ich bei mir selbst (nicht bei anderen!) – als böse erkannt habe, nicht übereinstimmt oder dieses überdeckt. Aber das haben wir ja vorher schon besprochen und klar unterschieden. Das ist scheinheilig und krankmachend. Das Verzichten auf das Negative, welches ich in mir entdecke, kann hingegen nie krank machen! Und selbst, wenn ich es noch so sehr mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft meide – im Gegenteil. Ja, selbst dann nicht, wenn die tiefere Ursache für eine stark gewordene negative Neigung eine ganz andere ist, die noch verborgen ist. Ich sehe darin einen der zwei Wege oder vielmehr eines der zwei Beine, die ich brauche, um Heil werden zu können: Entweder, die Hintergründe zu entlarven, warum ich eine Sucht oder negative Angewohnheit habe und daraus die Kraft zu schöpfen diese zu überwinden. Das ist ja das, was du gemeint hast, oder eine Sucht bzw. negative Angewohnheit an sich zu überwinden und daraus erkennen, was der Hintergrund dessen war. Hmmm – verstehe nicht recht was du jetzt meinst. Ich meine damit, dass heutzutage meist nur der erstere Weg bekannt ist. Man versucht mit psychologischen Hilfsmitteln herauszufinden was der Hintergrund einer psychischen Fehlhaltung ist, um dann diese Fehlhaltung zu korrigieren bzw. zu überwinden. Und der zweite Weg wäre? Ganz einfach. Die psychische Fehlhaltung überwinden und damit auch den Hintergrund entlarven. Was? Wie soll ich eine Fehlhaltung überwinden können, wenn ich deren Hintergrund nicht kenne? Außerdem glaube ich nicht, dass mit der Behandlung von Symptomen je deren Ursache aufgelöst werden kann. Ich lasse es mal dahingestellt, ob nicht das „Böse“ die Ursache aller negativen Dinge ist. Denn niemand wird – und hat er auch noch so viel psychologisches Wissen - darum herum kommen die kranken Muster auch zu überwinden. Insofern ist eine Überwindung der Symptome, die sich vorerst einmal davor stellen, sehr wohl eine schrittweise Beseitigung des Hintergrundes. Denn man dringt mit jeder Überwindung der Dinge, die sich davorschieben, auch auf eine nächst tiefer liegende Schicht oder den eigentlichen Kern vor. Also schließt eine echte Überwindung von Symptomen immer auch eine Entlarvung der Hintergründe ganz automatisch mit ein, weil man ja dazu vordringt. Man dringt dazu vor, weil, wie du richtig gesagt hast, die Symptome auf den eigentlichen Hintergrund aufgesetzt sind. Demnach ist es ja logisch, dass, wenn ich das Aufgesetzte überwinde, ich ganz automatisch auf die tieferen Hintergründe komme. Verstehst du? Und wer soll das schaffen? Wer soll etwas, einfach so, überwinden können ohne Hintergründe zu kennen, die das Ganze erst entlarven? Das ist doch völlig weltfremd! Kennst du jemanden, dem das je gelungen wäre? Ich sehe eher das Gegenteil: Menschen bei denen an die Stelle dessen, was sie überwinden wollen, allenfalls eine Ersatzbefriedigung oder Ersatzdroge tritt! Und dann geben sie damit an! Weil sie z.B. mit dem Rauchen aufgehört haben und anstatt dessen jetzt kiloweise Süßigkeiten verschlingen! Die machen sich doch alle selber etwas vor! Wir Menschen sind nun mal Triebwesen und werden nie über unsere Triebe hinauswachsen können! Wir bestehen aus Trieben und woraus man besteht, darüber kann man auch nicht hinauswachsen. Ganz einfach! Ich glaube schon, dass ich aus mehr bestehe, als nur aus Trieben. Aber ich stimme dir zu. In den meisten Fällen findet tatsächlich nur eine Symptomverschiebung statt. Das hast du meiner Meinung nach gut erkannt und deckt sich auch mit meiner Beobachtung. Es scheitert ganz einfach alles in erster Linie an der mangelnden Kraft, wirklich überwinden zu können. Denn alles Suchen und Forschen nach Ursachen und Zusammenhänge läuft ja letztlich auch wieder nur darauf hinaus: Die Kraft zur Überwindung zu erhalten. Ja, es ist letztlich nur ein Hilfsmittel zur Überwindung. Aber jetzt nur mal hypothetisch angenommen: Es gäbe so etwas wie einen Zugang zu einer verborgenen „Überwinder- Kraftquelle“, die man speziell genau dafür nutzen kann. Dann würde es doch vollständig funktionieren, oder? Dann würde ja jeder Stück für Stück überwinden können und zugleich ebenso Stück für Stück auch die Hintergründe und Ursachen erfahren, die damit verbunden waren und somit vollständig heil werden. Da gibst du mir ja recht, oder? Da gebe ich dir recht, aber ich halte es für unsinnig, weil, wie gesagt, diese Kraft zur Überwindung nicht einfach so da sein kann. Einfach so da ist sie auch nicht. Das wussten viele Philosophen und religiösen Denker der Frühzeit noch sehr genau. Ihnen ging es um die primäre Frage, wie schaffe ich es zu überwinden? Denn alles andere und auch die Selbsterkenntnis, schließt das ja mit ein. Seit Urzeiten und keineswegs nur im Christentum bzw. im Judentum gab es die Hoffnung auf einen Messias, einen Erlöser, was man Neudeutsch auch mit Heiler oder Überwinder übersetzen kann. Dann kam Jesus von Nazareth, den man den Christus (den Überwinder) nannte. War er das wirklich? Wie ist im Sinne eines Überwinders „Erlösung“ zu verstehen? Ja, ich denke, wir müssen die Frage der Erlösung erst ganz neu verstehen lernen! Ich gebe dir völlig recht. Niemand schafft es einfach so ein Symptom zu überwinden, von dem er ja gefangen ist – noch dazu, wenn er die Hintergründe nicht kennt. Aber wenn der Mensch eine Kraft anruft, die nicht wieder er selbst ist, sondern von Gott ist, dann kann er mit Hilfe Gottes durchaus Symptome überwinden, ohne schon vorab deren Hintergründe zu kennen – dann ist dieser Weg möglich, aber eben nur dann! Die tieferen Hintergründe werden ihm dann vielmehr im Zuge dessen offenbar. Sei es aus sich selbst, sei es durch Mitmenschen oder sei es durch Therapien. Ein Mensch, der wirklich guten Willens ist und seine Sünden aufrichtig bereut und das „Böse“ überwinden will, wird tatsächlich die Erfahrung machen, dass Gott durch alle Menschen wirken kann um diese notwendige Selbsterkenntnis zu vermitteln. Selbsterkenntnis aus der Gotteserkenntnis, wie es die Alten nannten. Die Gotteserkenntnis ist, auf einen Nenner gebracht: „das Böse zu meiden!“ So ursprünglich verstanden ist also der Glaube an Gott sehr wohl etwas sehr Praktisches und auf den Alltag Bezogenes. Weil du anfänglich gesagt hast: Wozu brauche ich das Hirngespinst eines Glaubens, um im Alltag das Leben besser zu bewältigen! Für mich ist das nach wie vor ein Hirngespinst und zwar ein ganz grauenhaftes. Wenn dieser Gott verlangt, dass ich erst irgendwelche komplizierten Gedankenkonstruktionen begreifen und vielleicht auch noch Theologie studieren muss, um von ihm gewürdigt zu werden zu den Auserwählten zu gehören, in denen er die Kraft zur Überwindung einfließen lässt, dann ist das nicht nur ein sehr kleinlicher und kleinkarierter Gott, sondern auch ein ganz grauenhafter Gott. Auf dessen Erlösung kann ich verzichten! Frag mal einen, der bis über beide Ohren in Not steckt, ob er sich in diesem Moment mit theologischen oder metaphysischen Fragen auseinandersetzen will, weil ihm nur so die Kraft zur Überwindung zufließt? Das ist völlig weltfremd! So einer wird dir sagen: Hilf mir, wenn du mir helfen kannst aber verschone mich mit deinem klugen Gerede, da es für mich nur Hohn und Spott ist! Ja, da hast du recht! Du wirst es kaum glauben, aber damit hast du sehr treffend eben genau meine Meinung zum Ausdruck gebracht. Ich bin der Überzeugung, die Kraft zur Überwindung ist eben gerade nicht von irgendwelchen metaphysischen Gedanken oder Lehransichten abhängig, sondern vielmehr von einer ganz realen Begegnung. Wenn uns mit Jesus Christus tatsächlich der Überwinder begegnet, der an sich selbst und in sich selbst alles überwunden hat was es in einer menschlichen Natur zu überwinden gibt, dann ist etwas Einzigartiges und Übernatürliches geschehen! Denn ein Mensch kann nicht überwinden was stärker ist als er selbst, sonst wäre er ja nicht darin gefangen. Wenn aber Jesus Christus das konnte, dann war dies die Menschwerdung Gottes! Das ist dann keine Glaubenslehre oder ein metaphysisches Gedankenkonstrukt, sondern eine Realität, die sich vor 2000 Jahren ganz einfach ereignet hat. Lahme, Blinde und Krüppel kamen zu Jesus, weil sie von seinen Wundern gehört haben. Und Jesus erwiderte ihnen nicht, geht hin und setzt euch zuerst mit Gedanken über Gott auseinander, damit ihr geheilt werdet. Ganz im Gegenteil, er fragte nur: Glaubst du an den Menschensohn? So hat er sich nämlich bezeichnet! Worauf er auf die Erwiderung dieses Glaubens meistens nur antwortete: “Dein Glaube hat dir geholfen!“ Er machte also jede Heilung allein vom Glauben an seine EIGENE Person abhängig! Damit war das Christentum von Anfang an überhaupt kein Lehrgebäude, sondern ein unumstößliches Ereignis! Einfach begründet in der historischen Tatsache der Person Jesu selbst! Dass er tatsächlich der Überwinder war, der Erlöser, wie er gerufen wurde, bewies er uns letztlich auf so herzzerreißende und gleichzeitig mächtige und eindringliche Weise, wie sie nicht zu überbieten ist! Denn ich frage dich: Kennst du auch nur einen Menschen, bei dem du dir auch nur vorstellen könntest, dass er am Todespfahl unter grauenhaften Schmerzen und angesichts einer von Hass und Mordsucht tobenden Menge ohne Unterlass betet und im Todeskampf noch ausruft: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun.“! Kannst Du Dir auch nur im Entferntesten einen Menschen vorstellen, der auf diese grauenhafteste Art und Weise ermordet wird und dabei kein Funken an Hass, Rache oder Gefühle der Vergeltung mehr hochkommt? Ja, der selbst darauf noch mit absoluter Liebe und Vergebung reagiert? Wo selbst ein abgebrühter römischer Hauptmann, am Kreuze stehend, ergriffen bekennt: „Was für ein Mensch!“ Kennst du auch nur annähernd so einen Menschen? Ist das nicht ein Zeugnis, das absolut für sich selber spricht? Wenn nicht ER, wer wäre je ein Überwinder, ein Erlöser, gewesen? Einer, der die Kraft hatte die uns allen so sehr fehlt und die wir so sehr brauchen? Der alles böse auch in uns überwinden kann, wenn wir in diesem Sinne an ihm festhalten? Ja, mehr noch, der die Macht hat, jeden, der sich für IHN entscheidet und in dieser Entscheidung bleibt, Schritt für Schritt ganz sicher von allem Negativen zu befreien, - so viele Rückschläge es auch immer wieder mal geben mag! Ich merke, dass du von deiner Sache überaus überzeugt bist. Für mich ist das nach wie vor eine reine Glaubenssache. Es gab doch damals viele Götter und Wunderheiler und Überwinder, wie du es vielleicht nennen willst. Freilich konnten nur die wenigsten zu Religionsstiftern werden. Du magst ja an deinem Glauben festhalten, aber mich stört dieser Absolutheitsanspruch der Christen. Nur wer an Jesus Christus glaubt kommt in den Himmel, alle anderen in die Hölle. Das ist ein intoleranter und anmaßender Standpunkt, der mir allenfalls die anmaßende Gesinnung dieser Christen aufzeigt, sonst nichts. Was den Absolutheitsanspruch der Christen betrifft, so ist dieser ausschließlich ein Absolutheitsanspruch der Kirchen. Der ist gerade darin begründet, dass sie in Jesus nicht den Überwinder in diesem Sinne sehen, sondern vielmehr den ursprünglichen Erlösergedanken für sich ausgeschlachtet haben. Sie nehmen eine stellvertretende Erlösung an und gehen von drei göttlichen Personen aus, wonach Gott-Vater den Gott-Sohn kreuzigen hat lassen um durch dessen Tod die Menschheit wieder mit sich zu versöhnen. Die Erlösung ist demnach davon abhängig, an diese stellvertretende Tat zu glauben und daran festzuhalten, egal wie man lebt. Alleiniger Vermarkter dieses Monopols sind somit die Kirchen! Denn Bedingung dieser Erlösung ist ja nur dieser Glaube und keineswegs ein gutes Leben - wovon die Kirchen ja ausreichend Zeugnis geben, wie du schon sehr richtig erkannt hast. Da sie nun einziger Verwalter dieses Monopols sind, müssen freilich alle anderen in die Hölle kommen. Daraus allein resultiert also dieser von dir sehr richtig erkannter Absolutheitsanspruch! Denn wie gesagt, es geht ja nur um diesen stellvertretenden Erlöserglauben, den sie vermarkten und der somit auch nur in der Gemeinschaft ihrer Kirche erfahrbar ist! Mit so einem Erlösungsverständnis verleugnet man freilich alles Negative in der eigenen Brust. Warum? Weil man als bereits erlöst keine negative Tat mehr vollbringen dürfte oder zumindest keiner Versuchung mehr erliegen dürfte. Was aber, wenn es doch geschieht? Hab ich dann nicht genug geglaubt? Oder will Gott am Ende sogar, dass ich das Böse tue? Ist das Böse vielleicht gar nicht böse, sondern der Wille Gottes? Dieser Schluss ist naheliegend. Werden doch die Versuchungen auf diese Weise nur noch stärker. Und das, obwohl man doch so inbrünstig an die stellvertretende Erlösung glaubt und sich doch so sehr suggeriert, erlöst zu sein. Muss man da das zweifelhafte Handeln nicht irgendwann mal rechtfertigen? Darin werden sie die wahren Meister! Meister der Scheinheiligkeit! Meister darin, die wahren Ursachen zu überdecken und das Etikett „Jesus“ überall darüber zu klatschen! Kein Wunder, dass diese Denkweise schließlich völlig überwinderunfähig macht und all die schlechten Früchte zeitigt, die auch du zu Recht anprangerst. Völlig entgegengesetzt dazu ist es freilich, wenn ich Jesus Christus wieder als den Überwinder erkenne, der ja gerade meine Überwinderkraft stärkt, ja mir hilft, meinen Schweinehund in jeder Hinsicht zu überwinden und mich auch von allen negativen Bindungen und psychischen Problemen restlos befreit. Und das tut ER Schritt für Schritt, weil er tatsächlich auch die Macht dazu hat. IHN allein bittend und nicht nachlassend im Gebet und daraufhin kämpfend, wie aus mir selbst, aber doch im vollen Wissen, dass es ganz aus Gott geschieht. Ja, dass die Kirchen die Gestalt Jesu für ihre Zwecke missbrauchen, war mir schon immer klar. Nur glaube ich eben, im Gegensatz zu dir, generell nicht, dass damals so etwas wie eine Erlösung stattgefunden hat. Und schon gar nicht, dass sie heute noch eine Bedeutung haben könnte. Meiner Meinung nach ist das eine lukrative Erfindung der Kirchen. Auch die Vergötterung der Gestalt Jesu, - woran auch du noch festhältst. Ich glaube, dass die Kirchen damit ihren eigenen Aussagen nur Priorität geben wollen um ihre Machtansprüche zu rechtfertigen! Außerdem ist es ein Relikt aus alten Zeiten, wo das primitive Volk jeden König und Kaiser als Gott angebetet hat. Dass sämtliche Könige und Kaiser als Gott angebetet wurden, trifft tatsächlich auf viele Völker der damaligen Zeit zu. Die Vielgötterei hatte überall sehr zugenommen, aber nicht bei den Israeliten. Die hielten zwar sehr verbissen und pharisäerhaft an ihren Satzungen fest, aber dafür auch am strengen Monotheismus. Vielgötterei oder eine andere Form der Gottesverehrung anzuerkennen als den einen Gott Israels, war die höchste Form der Gotteslästerung. Sie wurde sogar mit dem Tode bestraft! Jesus war Jude und seine Jünger waren Juden. Es kann keineswegs die Rede davon sein, dass ER leichtfertig als Gott anerkannt wurde. Ganz im Gegenteil! Es wird realistischer Weise vielmehr davon berichtet, dass IHM das Volk mehrfach mit Steinigung drohte, nachdem er bei seinen Predigten ganz selbstverständlich Attribute Gottes auf sich bezog. Jesus wurde schließlich auch genau wegen dieser vermeintlich höchsten Form der Gotteslästerung zu diesem grausamen Tode am Kreuz verurteilt! Er wurde angeklagt, sich Gott gleichzustellen! Das war der einzige Anklagepunkt, den man gegen ihn vorbringen konnte. Das muss man sich echt mal vor Augen führen! Der Glaube, dass Jesus Christus der alleinige, menschgewordene Gott ist, ist keinesfalls eine Behauptung der Kirchen. Die gehen, wie gesagt, vielmehr von drei göttlichen Personen aus, die doch irgendwie wieder ein Gott sein sollen. Diese Ansicht ist hauptsächlich entstanden, weil man sich Geistiges in räumlichen und zeitlichen Vorstellungen dachte und der Schluss dieses profanen Denkens ist, dass zwei Personen sein müssten, weil Jesus ja selbst von einem Vater sprach wie von einer weiteren Person. Dieser Kurzschluss wurde im 4. Jh. in einem kirchlichen Konzil zu einem Dogma erhoben. Weitere fast 100 Jahre später wurde dann beschlossen, dass auch der Hl. Geist eine Person in Gott sei. Kurzum, die Kirche ist weit davon entfernt in Jesus Christus die „sichtbare Seite Gottes“ zu sehen. Sie stoßen sich an den bildlichen Begriffen „Vater“ und „Sohn“ usw. die Jesus gebrauchte und verstehen nicht, dass eine leibliche Inkarnation Gottes in dieser Welt nicht wieder Geist sein kann - denn nur dann könnte sie ja „Vater“ genannt werden. Gott ist Geist und konnte sich freilich „nur“ im „Bilde Gottes“, wie es die Bibel nennt, also in menschlicher Gestalt, ausdrücken. Sie wird demnach ganz treffend von Jesus selbst „Sohn“ genannt. Denn logischer Weise verhält es sich bei dieser Inkarnation wie mit der Ursache zu ihrer Wirkung oder wie mit dem Urbild zu ihrem vollkommenen Abbild. Das „Ich-Bewusstsein“ Gottes war also nicht zerteilt. Das war aber scheinbar so. Immer wenn Jesus im Zustand der Versuchungen war, fühlte er sich selber wie vom Vater getrennt - eben aufgrund der Versuchungen. In diesen Zuständen sprach er vom Vater tatsächlich wie von einer zweiten Person. In den Zuständen nach den überwundenen Versuchungen sprach er aber ganz klar aus dem Vater Worte wie: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“, oder „Ich bin, der Weg, die Wahrheit und das Leben“, oder „Ich bin das Licht der Welt“ usw.. Alles Bezeichnungen, die nur Gott zukommen und zukommen können. Das wären zu Recht eine absolute Gotteslästerungen gewesen, wäre Jesus nicht wirklich Gott gewesen! Oder auf die Frage, wer er sei, antwortete er einmal mit: „Ich bin“. Man muss dazu wissen, Jahwe oder JHWH heißt übersetzt „Ich bin“ und ist demnach der treffendste Ausdruck und Inbegriff des eigentlichen Seins überhaupt. Jesus sprach oft durchgängig in diesem „Ich-Anspruch“, während alle Propheten und noch so hohe Gesandte Gottes ihre Rede immer mit „Jahwe“ oder „JHWH sprach“, oder „der Herr sprach“ oder „spricht“, einleiteten. Das war für die Pharisäer und Schriftgelehrten absolut unerträglich, aber für die im Herzen liebenden und glaubenden Juden mehr als eine überdeutlich klare Botschaft! Das mag so überliefert sein. Aber solche Geschichten sind doch Mythologien, Sagen oder Märchen. Das ist doch alles über die lange Zeit von den Anhängern hinzugedichtet worden. Warum legst du so viel Wert darauf? Warum sagst du nicht einfach, dass Gott das Unbekannte und Überirdische ist, das man sich nicht vorstellen kann? Die Evangelien des Neuen Testaments sind keine Sagen oder Märchen. Sie sind auch kein Mythos. Es ist ein verbreiteter Irrtum zu meinen, über die lange Zeit sei viel hinzugedichtet worden. Die lange Zeit spielt keine Rolle. Kein glaubwürdiger Übersetzter übersetzt aus Übersetzungen, sondern aus dem Quelltext. Bei den Evangelien geht dieser bis auf das 1 Jh. nach Chr. zurück und ist so gut bezeugt, dass sich schon in den ersten Jahrhunderten viele tausend Textstellen in der Sekundärliteratur der damaligen Zeit wiederfinden. Aber du wunderst dich, warum ich so viel Wert auf die Feststellung lege, dass Jesus Christus Gott ist? Ich will dir diese Frage gerne mit einem Beispiel beantworten. Was ist zum Beispiel größer: Von der Liebe allgemein in den Beziehungen zu reden und zu träumen oder sie in einer realen Beziehung zu erleben? Du meinst, ob nur die bloße Vorstellung über die Liebe oder die konkrete Wirklichkeit der Liebe größer ist? Ganz genau. Na, sicher wird die Liebe zu einer konkreten Partnerin hoffentlich größer sein, als die Liebe zu einer bloßen Phantasievorstellung. Na, das meine ich auch. Aber verstehst du was ich meine? Auch hier könntest du sagen, dass die Liebe, die sich auf eine konkrete Person bezieht, eingeschränkt ist, weil sie nicht mehr frei und unbestimmt ist. Der Vergleich hinkt aber in bezug auf Gott... Der Vergleich hinkt ganz und gar nicht! Wie sich die Liebe erst in einer Partnerschaft eröffnet, wenn sie konkret wird, so auch eröffnet und entfaltet sie sich und gewinnt an Tiefe zu Gott erst wenn sie konkret wird und nicht das Überirdische und Unbekannte bleibt, wie du sagst. Ich halte es für eine umwerfende Vorsehung Gottes, dass Gott durch seine Menschwerdung die größtmögliche Gotteserkenntnis entfaltet hat, ja erst eröffnet hat. Damit ist nun eine Nähe zu Gott möglich, die anders nie erreicht würde! Das scheint mir aber eine sehr menschliche Anschauung von Gott zu sein. Nein, das ist eine sehr göttliche Anschauung vom Menschen. Wer gibt uns das Recht die menschliche Gestalt an sich abzuwerten? Stell’ dir vor, du sollst ein Bild finden oder kreieren, welches der wahren Liebe am meisten entspricht. Welches würdest du wählen? Hier, diese schöne Blume? Oder hier, diesen ausdrucksstarken Baum? Oder was würdest du wählen? Ich würde da gar nichts wählen. Man kann sicher hinter allen Dingen etwas Schönes sehen, wenn man Augen dafür hat. Es kommt auf den Betrachter an, der eine findet das schön, der andere das. Das mag sein. Aber du wirst mir auch zustimmen, dass es auf der ganzen Welt keine Form oder Gestalt gibt, welche die ganze Bandbreite der Liebe besser zum Ausdruck bringt, als die menschliche Gestalt? Dass sie also die Form schlechthin ist, die in materieller Gestalt die göttliche Liebe unter allen Formen und Gestalten nicht nur am meisten, sondern sogar vollkommen darstellt? Warum sollte es also für Gott entwürdigend sein, sich in menschlicher Gestalt zu zeigen? Er ist es doch, der sagt, er habe den Menschen nach seinem Bilde geschaffen. Sind es denn nicht vielmehr wir, die wir die menschliche Gestalt durch böse Taten missbrauchen und daher entwürdigen? Ja schon, aber es ist doch völlig verrückt zu behaupten, dass Jesus Christus Gott selber gewesen sein soll! Jesus Christus war ein Wanderprediger und Religionsstifter und er mag eine interessante Persönlichkeit gewesen sein, aber man versteigt sich doch total in dessen Verehrung, wenn man deswegen behauptet, er sei Gott selbst gewesen! Nun, gut. Betrachten wir doch das Ganze mal von einem generellen Gesichtspunkt. Wie müsste deiner Meinung nach Gott sein, wenn er sich in menschlicher Gestalt zeigt? Wenn Jesus Christus wirklich dieser Gott und Überwinder wäre, wie du sagst, müsste er sich längst deutlicher und klarer zu erkennen gegeben haben. Er hätte sich den Menschen längst entsprechend dargestellt, so dass dies allgemein bekannt wäre! Und er würde eingreifen in dieser Welt, bei all den Ungerechtigkeiten und schlimmen Vergehen an Unschuldigen die es Tag für Tag in so unsäglich großer Zahl gibt! Da sind wir beim Anfang unseres Gespräches angelangt und was ich über den freien Willen gesagt habe. Gott ist die Liebe und respektiert unseren freien Willen. Das ist das einzige, was du ihm zum Vorwurf machen kannst. Du kannst ihm deshalb auch zum Vorwurf machen, dass du ihn nicht findest, wenn du ihn nicht suchst und dass du ihn nicht erlebst, wenn du seinen Willen nicht tust. Doch selbst bei diesen und noch vielen anderen Vorwürfen bietet Gott noch alle seine Weisheit auf, dich und jeden Menschen auf wundersamen Wegen und mit unzähligen Mitteln immer wieder zum Guten zu lenken, ohne je zwingend einzuwirken. Du kannst IHM also vieles zum Vorwurf machen, doch das eine nicht: Dass er sich dir nicht zu erkennen gibt, obwohl du ihn von ganzen Herzen suchst. Das ist also im Gegensatz zu deiner Auffassung für mich die Größe Gottes: Kein weltlicher Herrscher, der uns mit seiner Allmacht beeindruckt, sondern uns im Unscheinbaren und Verborgenen und damit völlig unaufdringlich zur Liebe zieht. Du kennst den Spruch: „Wer suchet der findet“? Das ist tatsächlich so. So unscheinbar Jesus sein mag. Wer ihn sucht, der findet IHN! Das weiß ich und erlebe ich und davon geben sehr viele Menschen Zeugnis. Auch wenn du das ebenso wenig glauben wirst. Für mich stehst du mit dieser Aussage entgültig neben jeder Realität. Du siehst die Welt durch eine rosarote Brille. Ich will dir deinen Gott nicht nehmen, aber nützen wird dir deine abgehobene Einstellung im Leben auch nichts. Damit kannst du vielleicht Pfarrer werden oder Prediger. Wir sind auf dieses Thema gekommen, weil ich aufzeigen wollte, wie sehr wir im Leben Kraft zum Überwinden brauchen. Das ist aber nichts Irreales, sondern wie wir festgestellt haben, etwas sehr Praktisches und Reales ihm Leben eines jeden Menschen. Auch in deinem und meinem! Das einzige was dir da wohl irreal erscheint ist, dass es diese Kraft tatsächlich gibt und dass es auch einen Zugang zu ihr gibt! Ich erlebe diese Möglichkeit. Nur das wollte ich aufzeigen. Du tust mir also unrecht, wenn du mich als abgehoben bezeichnest, weil du diese Möglichkeit von vornherein ausschließt. Ich will dir aber meine Überzeugung nicht aufdrängen oder besser gesagt, dir den Zugang zu dieser Kraft nicht aufdrängen. Mir steht es fern dich überzeugen zu wollen. Für mich ist es einfach das Großartigste überhaupt in meinem Leben! Auch wie einfach es eigentlich ist. Und du musst entschuldigen: „Wovon das Herz voll ist, geht halt der Mund über.“ Na, ist ja schön für dich. Ich beziehe die Kraft zum Überwinden nur aus mir selber und der gesunden Vernunft. Und wenn das alle Menschen tun würden, würde meiner Meinung nach die Welt schon ganz anders aussehen. Aber wie gesagt, ich lasse dir gerne deinen Glauben. Ich wohne gleich da drüben und muss hier bei der Brücke links abbiegen. Wir können uns aber bei Gelegenheit gerne wieder über dieses oder andere Themen unterhalten. Können wir gerne machen. O.k. bis dann. Ja, bis dann. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend! Danke. Ich dir auch. Tschüss, Theodor!

GESPRÄCH MIT THEODOR

Als  PDF